Richtungsentscheidung im Iran: Bei der Präsidentenwahl am heutigen Freitag tritt der amtierende moderate Präsident Hassan Ruhani gegen den religiösen Hardliner Ebrahim Raeissi an. Die Erfolge bei der Öffnung des Landes stehen auf dem Spiel.

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Die Iraner sind am heutigen Freitag zur Wahl eines neuen Präsidenten aufgerufen.

Mehr als 56 Millionen Wahlberechtigte können von 5:30 Uhr (MESZ) an bestimmen, ob sie dem moderaten Präsidenten Hassan Ruhani eine zweite Amtszeit geben oder einen politischen Wechsel wollen.

Sein Hauptrivale ist Ebrahim Raeissi, der Spitzenkandidat des erzkonservativen Klerus.

Die Wahl gilt als Referendum über den Kurs des Landes: Ruhanis Öffnungs- steht gegen Raeissis Abschottungspolitik.

Ebrahim Raeissi: Ein Ahmadinedschad 2.0?

Raeissi (56) ist völliger Polit-Neuling, aber seit Jahren ein einflussreicher Mann. Er ist Generalstaatsanwalt in Teheran, leitet die grösste religiöse Stiftung des Landes und wird sogar als Nachfolger Ajatollah Chameneis als oberster religiöser Führer gehandelt.

Mit Raeissi will der Gottesstaat zurück zu seinen islamischen Wurzeln - Schluss mit dem Trend zur Säkularisierung.

Reformer werfen ihm vor, gesellschaftliche Freiheiten und Frauenrechte einschränken zu wollen.

Aussenpolitisch gibt sich Raeissi gesprächs-, aber nicht kompromissbereit. Das Atomabkommen von 2015 mit den Weltmächten, das im Iran symbolisch für die Öffnung des Landes angesehen wird, lehne er nicht ab. Er wolle aber konsequenter - und im Gegensatz zu Ruhani weniger kompromissbereit - für die Umsetzung des Deals agieren.

Für Beobachter könnte genau diese Einstellung zum Scheitern des Atomabkommens führen.

Den Westen treibt deshalb die Angst vor einer Rückkehr in bedrohliche Zeiten wie unter dem radikal-fundamentalistischen Mahmud Ahmadinedschad (2005-2015) um.

Die dänische Tageszeitung "Politiken" etwa nennt einen möglichen Sieg Raeissis "eine Katastrophe sowohl für den Iran als auch für die Aussenwelt".

Omid Nouripour, Aussenpolitiker der Grünen, warnt: "Raeissi ist wie Ahmadinedschad in schlau. Wenn er gewinnt, dann wird er die Axt anlegen an das Atomabkommen mit dem Westen."

Hassan Ruhani: Kein Traumpartner, aber berechenbar

Ruhani (68) hat Ahmadinedschad 2013 als Präsident abgelöst. Er hat es geschafft, das schlechte Image des Gottesstaates zu verbessern.

Nach dem Atomabkommen fliesst das Öl wieder. Der Westen spricht wieder mit dem Iran und gesellschaftlich ist das Land liberaler geworden.

Ruhani hat bei weitem nicht alle Hoffnungen des Westens erfüllt. Gegen die Hardliner in der Justiz ist Ruhani machtlos. Die Menschenrechtslage ist schlecht, die Zahl der politischen Gefangenen stieg.

Aussenpolitisch ist der Iran noch längst nicht der erhoffte zuverlässige Partner des Westens. Das liegt vor allem an der iranischen Anti-Israel-Politik sowie der Unterstützung für Präsident Baschar al-Assad im Syrien-Konflikt.

Im Gegensatz zu Raeissi gilt Ruhani aber als berechenbar und steht für eine weitere Öffnung des Landes.

Ruhani ist sich bewusst, dass er seinen Anhängern noch sehr viel schuldig ist. Die Versprechen will er nun in einer zweiten Amtszeit umsetzen.

Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Er ist der Favorit.

Das Ergebnis soll am Samstag feststehen

Die Wahllokale werden am Freitag voraussichtlich bis Mitternacht Ortszeit (21:30 MESZ) geöffnet sein.

Erste Prognosen soll es am Samstagmorgen geben. Laut Innenminister Abdulresa Rahman Fasli werden die Endergebnisse Samstagabend oder spätestens am Sonntag bekanntgeben.

Mit Material von dpa
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