- Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident ist auf dem CDU-Parteitag zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt worden.
- Armin Laschet steht aus Sicht des Politikwissenschaftlers Stephan Bröchler für Kontinuität und eine Fortsetzung der Merkel-Politik.
- Seine dringlichste Aufgabe wird darin bestehen, die Lager einer gespaltenen Partei zusammenzuführen.
Armin Laschet ist in seiner Karriere häufig unterschätzt worden. 2017 gewann er überraschend die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen – was ihm zuvor auch in der eigenen Partei nicht jeder zugetraut hatte.
Auch beim Wettbewerb um den CDU-Vorsitz war der NRW-Ministerpräsident ins Hintertreffen geraten. Jetzt hat er es doch geschafft. Die Arbeit hat für den neuen Parteichef damit aber gerade erst begonnen.
CDU-Vorsitz: "Für Kontinuität und Stabilität entschieden"
Eines hat
"Wahrscheinlich war es sogar die beste Rede in seinem bisherigen politischen Leben."
Laschets Leitwort dabei war "Vertrauen": Das Vertrauen von grossen Teilen der Bevölkerung in
Wahl von Armin Laschet steht für Sicherheit
In den letzten Wahlumfragen hatte er noch hinter den Mitbewerbern Friedrich Merz und
Immer noch eine gespaltene Partei
Laschet gilt zudem als Teamplayer. Er hat Flügelkämpfe in seinem Landesverband kleingehalten, er lässt den Ministerinnen und Ministern in seinem Landeskabinett Raum für eigene Akzente.
Die Bundespartei zu vereinen, könnte für den neuen Vorsitzenden allerdings eine Herausforderung sein. "Die CDU ist schlicht gespalten in zwei Lager", sagt Oskar Niedermayer: Auf der einen Seite die "Merkelianer", die wie Laschet für ein begrenztes "Weiter so" stehen. Und auf der anderen Seite das Lager um seinen Kontrahenten Merz, der mit der Merkel-Ära brechen wollte.
Merz hat trotz einer schwachen Rede und trotz Gegenwinds aus der Parteiführung in der Stichwahl immer noch 47 Prozent der Stimmen bekommen.
Vor allem im Osten hatten sich Delegierte von ihm einen traditionelleren Kurs erhofft. Schon nachdem Merz 2018 die Stichwahl gegen
Brückenbauer von beiden Seiten gefragt
"Laschet muss den Konservativen und den Wirtschaftsliberalen in der Partei jetzt ein inhaltliches Angebot machen", ist Oskar Niedermayer überzeugt. Zudem müsse er seine beiden unterlegenen Kontrahenten persönlich einbinden.
Merz hat allerdings schon erkennen lassen, dass das bei ihm schwierig sein dürfte. Er erklärte sich bereit, in der jetzigen Bundesregierung Wirtschaftsminister zu werden – ein "vergiftetes Angebot", so Niedermayer.
Schliesslich müsste Angela Merkel dafür ihren jetzigen Wirtschaftsminister und engen Vertrauten Peter Altmaier entlassen. Merkel wie Laschet winkten deshalb auch schnell ab.
"Das Laschet-Lager und das Merz-Lager werden Brücken bauen müssen", sagt auch Stephan Bröchler. Brücken müssten aber immer von beiden Seiten gebaut werden. "Das Problem von Annegret Kramp-Karrenbauer war, dass sie sozusagen allein am Ufer stand und sich das Merz-Lager nicht am Bau beteiligt hat", so Bröchler. "Laschet muss jetzt Amtsautorität zeigen, er muss gleichzeitig aber auch verhandeln können."
Kanzlerkandidatur noch offen
Einfacher dürfte es Laschet mit einem anderen Konkurrenten haben: mit dem bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef Markus Söder. Politikwissenschaftler Niedermayer glaubt, dass
CDU-Chef Laschet oder CSU-Chef Söder – wer von beiden für die Union als Kanzlerkandidat in die kommende Bundestagswahl zieht, ist aus Niedermayers Sicht noch nicht ausgemacht. Das werde davon abhängen, welche Ergebnisse die CDU bei den nächsten Landtagswahlen einfährt und wie sich Laschets Popularitätswerte entwickeln.
CDU-Parteivorsitz wird keine leichte Aufgabe
Klar sei jedenfalls, dass der neue CDU-Vorsitzende ein grosses Pensum zu stemmen habe: "Ministerpräsident des grössten Bundeslandes zu sein, ist an sich schon ein fordernder Job. Dazu noch der Parteivorsitz. Das wird sehr viel Kraft kosten, und das steigert die Gefahr, dass Fehler passieren."
Stephan Bröchler glaubt trotzdem, dass der neue Chef eine kluge Wahl für die CDU ist. "Die besondere Herausforderung für die CDU besteht darin, dass sie ohne den Amtsbonus der Kanzlerin in die Bundestagswahl geht. Die Kontinuität, für die Laschet steht, könnte es ihm erlauben, ein bisschen etwas von diesem Bonus, von diesem Sternenstaub der Kanzlerin mitzunehmen."
Mit Angela Merkel habe Laschet zudem eine Gemeinsamkeit: Merkel sei zu Beginn ihrer Amtszeit als CDU-Vorsitzende häufig unterschätzt worden – bei Laschet sei das ähnlich. "Er hat aber durchaus gezeigt, dass er agieren kann, wenn es darauf ankommt."
Verwendete Quellen:
- CDU.de: Livestream zum Bundesparteitag
- Gespräch mit Prof. Dr. Stephan Bröchler, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
- Gespräch mit Prof. Dr. Oskar Niedermayer, Freie Universität Berlin
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