- Fünf Monate vor der Bundestagswahl steuern CDU und CSU auf die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur zu.
- Armin Laschet und Markus Söder wollen sie beide.
- Der Ball liegt jetzt im Feld der CDU.
Spannender können es
Die Union steuert nun unaufhaltsam auf ihr High-Noon in der K-Frage zu. Dass Laschet die Kanzlerkandidatur anstrebt, daran hatte es seit langem keine erkennbaren Zweifel gegeben - doch erst jetzt sagt er dies auch öffentlich. Söder wiederum hatte auch auf hartnäckige Nachfragen monatelang nur geantwortet, sein Platz sei in Bayern. Die ungeklärte Frage, sie war zuletzt zu einer immer stärkeren Belastung für die Union geworden - zumal nun auch die Grünen mit dem 19. April einen Termin genannt haben, wann sie ihre eigene K-Frage klären wollen.
Söder bereit zur Kandidatur - wenn CDU ihn unterstützt
Vor der versammelten Unionsfraktionsspitze kommt nun nicht nur Laschet aus der Deckung, sondern auch Söder: Er sei bereit zur Kandidatur, wenn die CDU ihn breit unterstütze. Die Sätze des CSU-Chefs hinter verschlossenen Türen lassen keinen Zweifel an seinen Ambitionen mehr. Aber Söder sagt auch: Wenn die CDU dies nicht wolle, werde man ohne Groll weiter gut zusammenarbeiten. Ohne Groll - das klingt fast ein wenig, als habe er die Segel schon gestrichen. Laschet wolle es unbedingt machen, wird auch in der CSU kolportiert. Fakt ist aber erst einmal: Nun liegt der Ball klar im Feld der Union.
Tatsächlich haben die beiden am Samstag länger telefoniert, wie sie später berichten. Offen und freundschaftlich, wird betont. In der Pressekonferenz im Anschluss stehen sie dann in grösstmöglicher Distanz voneinander vor den Journalisten. Der Nordrhein-Westfale links, der Bayern ganz rechts. Dazwischen Fraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. Beide versuchen, den Eindruck von Einigkeit zu demonstrieren - eine Entscheidung verkünden sie nicht. Beide beschwören die Gemeinsamkeit - aber noch einmal werden auch die Unterschiede zwischen beiden klar.
Laschet spricht über die Corona-Krise, die Aufgaben, die die Union nach der Pandemie schultern müsse - Arbeitslosigkeit bekämpfen, Europa zusammenhalten. Bei der Idee eines Modernisierungs-Jahrzehnts gebe es viel Übereinstimmung in der Union - "soviel, wie vielleicht seit Jahren nicht mehr". In einer Lage, wo
In den Umfragen liegt Söder vorne
Söder kann sich ein paar Hinweise auf die von ihm so oft zitieren Umfragen nicht verkneifen: Bei denen gebe es für die Union deutlich Luft nach oben. Auch deswegen sei es fünf Monate vor der Bundestagswahl so wichtig, die Weichen inhaltlich und personell richtig zu stellen. Das klingt dann wiederum nicht so, als wolle er klein beigeben im Kampf um die Kandidatur und die Macht im Land. Personen seien bei der anstehenden Entscheidung nicht alles, aber sie spielten eine wichtige Rolle, sagt Söder selbstbewusst. Und natürlich kennt er auch die neuesten Umfragen, die ihm - Söder - im direkten Vergleich mit den Grünen und der SPD deutlich bessere Werte bescheinigen als Laschet.
Und der machtbewusste Bayer ergänzt, es komme nicht auf die Ambitionen der einzelnen Bewerber an, "sondern es kommt auf das Wohl nicht nur der Union, sondern vor allen Dingen Deutschlands an". Dieser gemeinschaftliche Auftrag verpflichte, dem habe sich am Ende alles unterzuordnen. Das klingt fast ein wenig so, als appelliere Söder an Laschet und die CDU-Spitze, sich gut zu überlegen, ob sie sich nicht doch für ihn, Söder, als Kandidat aussprechen sollten.
Wenn die CDU als die grössere Schwesterpartei ihn breit unterstütze, sei klar, "dass man nicht kneifen darf", unterstreicht Söder seine Ambitionen. Natürlich vergisst er nicht, auch die Fraktion und die Parteimitglieder zu erwähnen - immerhin hatten sich zuletzt weit mehr als 50 CDU-Abgeordnete dafür ausgesprochen, die Entscheidung über die K-Frage in der Fraktion zu fällen. Das war so verstanden worden, als stelle sich die Gruppe hinter Söder - denn unter Abgeordneten geht die Angst um, dass mit Laschet als Kandidat und den schlechten Umfragen etliche von ihnen bei der Wahl aus dem Parlament fliegen.
Wann entscheidet sich die Union?
Wenn die grosse Schwester einen anderen Vorschlag als ihn habe, "dann würden wir das auch akzeptieren", sagt Söder. Doch für manche in Berlin klingt dabei auch mit, als wolle der Bayer deutlich machen: Wenn sich die CDU nun trotz seines Angebots für Laschet entscheide, bleibe auch an der CDU die Verantwortung für eine mögliche Pleite bei der Wahl kleben und dafür, dass die Union womöglich aus dem Kanzleramt fliegt. Fast wie eine Warnung an die grosse Schwesterpartei klingt dann noch der Söder-Satz, es sei für beide wichtig, "dass wir die Entscheidung nicht auf Biegen und Brechen fällen. Sondern schon getragen von einem gemeinschaftlichen Geist der Verantwortung."
Gibt es nun schon an diesem Montag eine Entscheidung, wenn am Morgen zunächst das CDU-Präsidium zusammenkommt und anschliessend der grössere Parteivorstand? Kein CDU-Grande hat sich bislang öffentlich für Söder als Kanzlerkandidat stark gemacht. Aus der Partei heisst es seit langem, Laschet sei sich sicher, dass er die Landesvorsitzenden und die wichtigen CDU-Ministerpräsidenten bei der Kandidatenfrage hinter sich habe. Ob es tatsächlich schon am Montag - nachmittags tagt auch das CSU-Präsidium - eine Entscheidung geben könnte, ist offen. (dpa/fra) © dpa
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