Ein islamistisches Attentat mit vier Todesopfern und mindestens 22 Verletzten erschüttert Wien. Auch am zweiten Tag danach fahnden die Behörden auf Hochtouren nach möglichen Hintermännern. Noch sind viele Fragen offen.

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Nach dem Terroranschlag mit mindestens vier Todesopfern in Wien gehen in Österreich am Mittwoch die Ermittlungen weiter. Zentral ist dabei etwa die Frage, ob der von der Polizei am Tatort erschossene IS-Sympathisant alleine handelte.

"Es verdichten sich die Informationen ganz erheblich, dass es sich um einen Einzeltäter handelt. Dennoch haben wir im öffentlichen Raum enorme Sicherheitsmassnahmen ergriffen", sagte der Chef der höchsten Polizeibehörde, Franz Ruf, am Dienstagabend im Sender ORF.

Bei der Tat am Montagabend war ein 20 Jahre alter Österreicher mit nordmazedonischen Wurzeln mit einem Sturmgewehr, einer Pistole, einer Machete und einer Sprengstoffgürtel-Attrappe durch ein Ausgehviertel nahe der Hauptsynagoge in Wien gezogen. Laut Zeugen schoss er wahllos in die voll besetzten Lokale.

Vier Menschen starben bei dem Angriff, darunter auch eine Deutsche. Mindestens 22 weitere Menschen wurden verletzt. Nach neun Minuten erschossen Polizisten den Angreifer. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) teilte am Dienstagabend mit, ein "Soldat des Kalifats" habe die Attacke verübt.

14 Menschen aus dem Umfeld des Attentäters festgenommen

Nachdem in der Nacht zum Dienstag fieberhaft nach weiteren Tätern gesucht worden war, gingen die österreichischen Behörden zuletzt von einem einzigen Attentäter aus. Sie wollten aber weitere Beteiligte nicht endgültig ausschliessen und zunächst das umfangreiche Bildmaterial weiter auswerten. 14 Menschen aus dem Umfeld des Täters waren in den Stunden nach dem Attentat vorläufig festgenommen und 18 Wohnungen durchsucht worden.

Zudem gibt es auch die Sorge vor weiteren Taten. Man befinde sich in einer "sensiblen Phase", in der sicherzustellen sei, dass es nicht zu Nachahmungstaten komme, sagte Österreichs Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am Dienstag.

Die österreichischen Sicherheitsbehörden müssen sich zudem Fragen stellen, warum der österreichisch-nordmazedonische Doppelstaatler den Anschlag überhaupt verüben konnte. Der 20-Jährige war im April 2019 wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu 22 Monaten Haft verurteilt worden, nachdem er versucht hatte nach Syrien auszureisen und sich dem IS anzuschliessen. Statt im Juli wurde er aber bereits Anfang Dezember 2019 vorzeitig entlassen.

Kurz: Vorzeitige Entlassung des Täters "war definitiv falsch"

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sagte im ORF: "Die Entscheidung, dass der Täter freigelassen wurde, war definitiv falsch." Wichtig sei nun die Suche nach Komplizen. "Der Terrorist ist nicht vom Himmel gefallen, es muss Menschen gegeben haben, die ihn verführt und radikalisiert haben." Er forderte mehr Engagement der EU gegen den politischen Islam, der die Freiheit und das europäische Lebensmodell gefährde. "Ich erwarte mir ein Ende der falsch verstandenen Toleranz", sagte er der "Welt".

Nehammer sagte, der Täter habe es geschafft, die Justizbehörden vor der Entlassung von seiner Deradikalisierung zu überzeugen. "Es kam zu einer vorzeitigen Entlassung eines Radikalisierten." Die Frage, ob der Mann nach seiner Entlassung von den Verfassungsschutzbehörden beobachtet wurde, beantwortete der Minister nicht klar. Er habe sich aber frei bewegen können.

Justizministerin Alma Zadic (Grüne) verteidigte dagegen am Dienstag die vorzeitige Entlassung auf Bewährung. Die Auflage regelmässiger Kontakte zu Deradikalisierungsorganisationen sei nur bei vorzeitiger Entlassung möglich. Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung sei informiert worden.

Am Mittwoch herrscht in Österreich der zweite von insgesamt drei Tagen Staatstrauer für die Opfer des Terrorakts. Die Schulen sollen zu Beginn des Unterrichts eine Gedenkminute abhalten. In Wien soll am Mittwoch wieder ein normaler Schultag stattfinden, nachdem die Schulpflicht aufgrund der unklaren Lage in der Nacht zum Dienstag für einen Tag ausgesetzt worden war.  © dpa

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