Das Verbot der Hisbollah in Deutschland kommt in Teheran gar nicht gut an. Die Bundesregierung zeige damit völlige Respektlosigkeit, unterwerfe sich dem Druck aus Washington und müsse nun mit den negativen Folgen dieser Entscheidung leben.
Nach dem Verbot aller Aktivitäten der schiitischen Hisbollah in Deutschland hat der Iran der Bundesregierung mit Konsequenzen gedroht.
"Die deutsche Regierung muss sich der negativen Folgen ihrer Entscheidung im Kampf gegen echte terroristische Gruppen in der Region stellen", teilte das iranische Aussenministerium in der Nacht zum Freitag mit.
Das Verbot missachte "die Realitäten in Westasien" und beruhe lediglich auf den Zielen der "Propagandamaschinerie der Zionisten und des verwirrten amerikanischen Regimes", hiess es.
Iran: Hisbollah hat Schlüsselrolle im Kampf gegen den IS
Teheran warf der Bundesregierung damit vor, dem langjährigen Druck aus den USA sowie Israel nachgegeben zu haben, da sowohl die israelische Regierung als auch Washington die Hisbollah als "terroristische" Organisation betrachten.
Das iranische Aussenministerium verurteilte das Verbot "aufs Schärfste". Es zeige eine "völlige Respektlosigkeit gegenüber der Regierung und der Bevölkerung Libanons", da die Hisbollah "ein formeller und legitimer Teil der Regierung und des Parlaments des Landes" sei und "eine Schlüsselrolle" im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) spiele, hiess es.
Der Iran ist ein wichtiger Unterstützer der schiitischen Gruppe sowie ihres "Widerstands" gegen das verfeindete Israel.
Hisbollah im Libanon: Partei und paramilitärische Miliz zugleich
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte die Hisbollah-Miliz am Donnerstag als "terroristische Vereinigung" eingestuft, die auf die "gewaltsame Vernichtung Israels" hinarbeite und ein Verbot für sämtliche Aktivitäten der Organisation erlassen. Bisher waren in Deutschland nur Aktivitäten des militärischen Hisbollah-Zweigs verboten, nicht aber solche des politischen.
Im Libanon ist die Hisbollah zum einen eine Partei, die Mandate im Parlament besetzt und auch Minister in der Regierung stellt. Zum anderen ist sie eine paramilitärische Miliz, die im schiitischen Süden des Landes eine weitgehend autonome Herrschaft ausübt.
Sie ist eng mit dem Iran sowie mit der Regierung des syrischen Machthabers Baschar al-Assad verbündet. Im Libanon-Krieg 2006 bekämpften sich die israelische Armee und die Hisbollah. Die israelische Armee beschuldigt die Hisbollah regelmässig, Anschläge auf Israel aus dem Libanon und Syrien zu planen. Seit Beginn des Syrien-Krieges ging Israel mit hunderten Luftangriffen gegen die syrischen Regierungstruppen sowie ihre iranischen und libanesischen Verbündeten vor. (hub/afp)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.