In den "PULS 4 News" redet FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer den Vorwurf klein, ein von ihm herausgegebenes Buch sei rechtsextrem.

Eine Analyse
von Christian Granbacher
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Christian Granbacher sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Seit ein paar Tagen ist die Diskussion um ein umstrittenes von Norbert Hofer im Jahr 2013 herausgegebenes Buch voll im Gange. Der Name des Werks lautet: "Für ein freies Österreich. Souveränität als Zukunftsmodell". Es wird vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) als rechtsextrem eingestuft. Bisher gab es von Norbert Hofer dazu keine Stellungnahme.

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Der private TV-Sender PULS 4 warb damit, dass Hofer in den "PULS 4 News" exklusiv und erstmals über das umstrittene Buch sprechen würde. In einem Gasthaus, an einem mit zahlreichen Weingläsern gefüllten Tisch, spricht Hofer umgeben von lauten Hintergrundgeräuschen der anderen Gäste, mit der PULS 4-Redakteurin und lächelt entsprechend der Stimmung alle Rechtsextremismus-Vorwürfe weg.

"Man soll es nicht übertreiben und sagen, das ist etwas ganz Fürchterliches. Es ist nicht perfekt, der Inhalt ist insgesamt in Ordnung", so der FPÖ-Kandidat zur Bundespräsidentenwahl über das Buch.

Maden und Wespenlarven

"Das Buch erfüllt nahezu alle Definitionsmerkmale rechtsextremer Ideologien," sagt hingegen Bernhard Weidinger vom DÖW in den "PULS 4 News". So vergleicht Michael Howanietz, Mitarbeiter des FPÖ-Parlamentsclubs und Autor des Buches beispielsweise an einer Stelle Österreicher mit Maden und Ausländer mit Wespenlarven: "… in dem wir jene, die uns ans Fell wollen, auch noch einladen, dies aus dem Inneren zu tun, wie die Wespenlarve die Made langsam von Innen zerfrisst."

Die Verwendung von Tiermetaphern sei aus der nationalsozialistischen Rhetorik bekannt, um Personen ihre Menschlichkeit abzusprechen. In dem umstrittenen Buch finden sich auch Unwörter wie "Brutpflegetrieb".

So schreibt Howanietz: "Der vom Thron des Familienoberhaupts gestossene Mann sehnt sich unverändert nach einer Partnerin, deren Brutpflegetrieb auferlegte Selbstverwirklichungsambitionen überragt". Hofer gesteht in den "PULS 4 News" bezüglich des Begriffs ein: "Brutpflege ist hart."

"Niemand ist perfekt"

Hofer, der Herausgeber des umstrittenen Buches, habe vor wenigen Tagen noch mit dem Autor Michael Howanietz gesprochen. "Er hat gesagt, warum habe ich das nur so formuliert. Das würde ich heute nicht mehr so machen. Ok, aber es ist so und niemand ist perfekt", erklärt Hofer. Ein schwacher Versuch, äusserst fragwürdige und extreme Formulierungen zu bagatellisieren.

An anderer Stelle, gelingt es Hofer hingegen gut, Anschuldigungen zu entkräften. So zitiert PULS 4 weiter aus der Publikation: "'Landarbeit braucht viele Hände. Ist dies nicht anders zu gewährleisten, sind Kinder allzu willkommen.' Das klingt für heutige Ohren nach Ausnützung und Kindheitsraub, liegt aber in der Natur der Menschen begründet."

Den Vorwurf des Gutheissens von Kinderarbeit kann der FPÖ-Präsidentschaftskandidat, wieder mit einem Lächeln, entkräften: "Das ist wirklich so. Ich habe Landwirte als Freunde, da helfen die Kinder in der Landwirtschaft mit. Aber nicht im Rahmen von Kinderarbeit. Wenn sie Lust haben helfen sie und ansonsten machen die genauso ihr Programm."

Schaden oder Nutzen für Hofer?

Es ist mittlerweile bekannt, dass Norbert Hofer, der mit zweitem Vornamen Gerwald heisst, rechtspopulistisch agiert und den Deutschnationalen zugewandt ist. Nicht umsonst haben sehr viele Bürgerinnen und Bürger als Wahlmotiv Alexander Van der Bellen zu wählen, angegeben Norbert Hofer als Präsidenten verhindern zu wollen.

Polit-Experten vertreten jedoch auch die Meinung, umso mehr Hofers Gegner oder Journalisten seine extreme rechte Ausrichtung kritisieren, umso mehr würde er davon profitieren. So könne es der FPÖ gut gelingen, sich in der Opferrolle zu präsentieren.

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