Alexej Nawalny war vor allem bei jungen Menschen in Grossstädten beliebt. Sie schätzten den charismatischen Oppositionellen für seinen unentwegten Kampf für Freiheit in Russland. Nach seinem Tod verlieren die Menschen den Glauben an Wandel.
Für die 28-jährige Valeria bedeutet der Tod des Kremlkritikers Alexej Nawalny vor allem eines: Hoffnungslosigkeit.
Moskau-Führerin über Tod Nawalnys: "Grosser Verlust für die ganze Opposition in Russland"
Wie Stadtführerin Valeria geht es am Freitag vielen jungen Menschen auf den Strassen der russischen Hauptstadt Moskau. Die Nachricht über den Tod des prominenten Oppositionspolitikers in einer Strafkolonie erfüllt sie mit Unverständnis und Angst. "Ich zittere", sagt die 22-jährige IT-Spezialistin Maria. "Ich fühle mich, als hätte ich einen Verwandten verloren. Dies ist ein grosser Verlust für die ganze Opposition in Russland."
Nawalny war am Freitag nach Angaben der russischen Gefängnisbehörden in einer Strafkolonie in der russischen Polarregion gestorben. Obwohl der schärfste Kritiker von
Junge Moskauer trauern um "Symbol des Widerstands"
Er hoffe, dass die Nachricht nicht wahr sei, sagt der 27-jährige Student Artur. "Wenn das wirklich stimmt, wäre das eine Tragödie", betont er. Nawalny habe für positive Veränderungen gestanden, für künftige Reformen, die das Leben der Menschen in Russland verbessern würden. Er sei wütend über den Tod des Kremlkritikers und denke darüber nach, das Land zu verlassen. "Man hört auf, an Veränderungen zum Guten zu glauben", sagt er.
Stadtführerin Valeria befürchtet, dass nun viele Menschen aufgeben werden - "denn für jeden Widerstand brauchen die Menschen ein Symbol". "Ich habe Angst. Angst vor dem, was als Nächstes passieren wird. Angst davor, was der Staat mit seinen Bürgern machen kann", sagt der 18-jährige Mark.
Verstorbener Nawalny war vor allem bei jungen Menschen in Grossstädten beliebt
Der charismatische Oppositionspolitiker Nawalny, den seine Enthüllungen zur Korruption in Russland bekannt gemacht hatten, war vor allem bei jungen Menschen in Grossstädten wie Moskau beliebt. Dort landete er bei den Kommunalwahlen im Jahr 2013 auf dem zweiten Platz. Trotz strenger Gesetze gegen Demonstrationen gelang es Nawalny immer wieder, Menschen zu mobilisieren und zu grossen Strassenprotesten zusammenzubringen.
Der Tod Nawalnys nimmt nun der geschwächten Opposition in Russland ihre Galionsfigur. Fast alle Vertreter der Opposition befinden sich im Gefängnis oder im Exil im Ausland.
Der russische Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow bezeichnete den Tod Nawalnys als "Mord". Der Menschenrechtsaktivist Oleg Orlow sprach von einem "Verbrechen des Regimes". (mt/afp)
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