Energie bleibt für die privaten Haushalte in Deutschland teuer, obwohl die Preise für einzelne Energieträger nachgeben. Und der nächste Preisschub ist bereits absehbar.

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Die deutschen Verbraucher müssen weiterhin viel Geld für Haushaltsenergie aufwenden. Wärme und elektrischer Strom sind deutlich teurer als zu Beginn des Jahres 2020, also noch vor Corona und Ukraine-Krieg, wie aus einem am Freitag veröffentlichten Preisvergleich des Statistischen Bundesamtes hervorgeht.

Insgesamt lagen die Preise für Haushaltsenergie im September fast 60 Prozent höher als im Jahresdurchschnitt 2020. Zum Vergleich: Die Verbraucherpreise insgesamt legten in dem Zeitraum um 17,8 Prozent zu.

Kurzfristig sind zu Beginn der Heizsaison ausgerechnet Strom (+11,1 Prozent) und Fernwärme (+0,3 Prozent) teurer als vor einem Jahr - Energieträger, die besonders für die Heizwende benötigt werden. Alle anderen wie Heizöl, Gas oder feste Brennstoffe waren im September günstiger als vor einem Jahr. Das liegt allerdings allein daran, dass die Preise für Heizöl, Holz und Gas im vergangenen Jahr extreme Höhen erreicht hatten.

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Gas doppelt so teuer wie Anfang 2020

Im Langzeitvergleich zeigt sich, dass Gas für die Haushalte aktuell fast doppelt so teuer ist wie zu Beginn des Jahres 2020. Für leichtes Heizöl sind dem Preisindex zufolge sogar 125 Prozent mehr fällig als damals. Brennholz und Pellets sind rund zwei Drittel teurer geworden. Strom und Fernwärme haben die extremen Preissprünge nicht mitgemacht, liegen aber auch jeweils mehr als ein Drittel über dem Vor-Krisen-Niveau.

"Die aktuellen gesunkenen Börsenpreise etwa für Gas sind zwar ein Segen, kommen aber längst nicht bei allen Verbrauchern an", sagt Energie-Experte Thomas Engelke vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Viele Menschen seien noch in alten Verträgen gebunden oder hätten sich nicht um einen Wechsel bemüht.

Es sei daher richtig, dass die Bundesregierung plane, die im Jahr 2023 eingeführten Energiepreisbremsen für Strom, Gas und Fernwärme bis Ende April zu verlängern. "Das ist eine Vorsorge für die unsichere weitere internationale Entwicklung. Niemand weiss, wie sich Öl- und Gaspreis in diesem Winter entwickeln." Für zusätzliche Unsicherheit sorgt der Krieg in Nahost. Die entsprechende Beihilfegenehmigung aus Brüssel für die Verlängerung der Preisbremsen steht aber noch aus.

Abgesenkte Mehrwertsteuer soll wieder angehoben werden

Für Unmut bei Verbraucherschützern und Energieunternehmen gleichermassen sorgt hingegen der im Kabinett bereits beschlossene Plan, den in der Krise abgesenkten Mehrwertsteuersatz auf Gas und Fernwärme bereits zum Jahreswechsel wieder auf 19 Prozent zu setzen. Das soll rund 2,5 Milliarden Euro zusätzlich in den Bundeshaushalt spülen, bewirkt aber gleichzeitig eine kräftige Preiserhöhung mitten in der Heizperiode.

Ausserdem fliessen nach den Ampel-Plänen zusätzliche rund 1,3 Milliarden Euro durch die stärkere CO2-Preis-Erhöhung für Heizen und Tanken in die Staatskasse. Zum Jahreswechsel soll der CO2-Preis von 30 auf 40 Euro steigen.

Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hatte schon vergangenen Monat vorgeschlagen, die Mehrwertsteuererhöhung zu verschieben.

"Nach dem schwierigen vergangenen Winter ist es wichtig, den Energiekundinnen und -kunden Stabilität und Sicherheit bei den Energiepreisen zu signalisieren", sagte Andreae. Das gelinge am besten, wenn die befristeten Mehrwertsteuersenkungen auf Gas und Wärme synchron mit den Energiepreisbremsen erst zum 31. März 2024 ausliefen.

Verbraucherschützer fordern niedrigere Stromsteuer

Einig sind sich Verbraucherschützer und Versorger auch, dass der Strompreis in Deutschland sinken muss, wenn die Energiewende gelingen soll. "Die Haushalte brauchen bald viel mehr Strom, wenn sie Elektroautos und Wärmepumpen einsetzen", sagt Engelke. "Daher muss der Strompreis perspektivisch runter."

Der naheliegende Ansatzpunkt sei die Absenkung der Stromsteuer auf das europarechtlich mögliche Mindestmass, was rund 2 Cent pro Kilowattstunde bringen würde. Auch bei den Netzentgelten - neben der Beschaffung grösster Posten im Strompreis - gebe es Gestaltungsmöglichkeiten. (dpa/afp/lko)

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