Homophobie soll künftig in der Schweiz wirksamer bekämpft werden können. Der Nationalrat hat diese Woche einen entsprechenden Gesetzesentwurf angenommen. Denn auch 2018 sorgen Aggression gegen oder Diskriminierung von LGBTIQ-Personen immer noch regelmässig für Schlagzeilen.

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Am 25. September hat der Nationalrat (grosse Parlamentskammer) zugestimmt, den Artikel 261bis des Strafgesetzbuches, die "Anti-Rassismus-Strafnorm", zu erweitern. Neu sollen auch sexuelle Diskriminierung und Diskriminierung wegen Geschlechtsidentität unter Strafe gestellt werden. Der Gesetzesentwurf wird später noch im Ständerat verhandelt.

Die neue Strafnorm würde es ermöglichen, gegen homophobe Angriffe oder Kommentare wie in den folgenden fünf Beispielen vorzugehen:

Die rechtsextreme Deutschschweizer Partei National Orientierter Schweizer (PNOS) schlägt vor, Homosexualität mit verschiedenen Massnahmen zu bekämpfen: mit einer Steuer, mit einem Verbot an öffentlichen Orten und mit der Ermutigung an Homosexuelle, sich selbst zu "heilen".

In einer Mitteilung vom 28. August schrieb Florian Signer, einer der Strategen der Partei, Homosexualität sei "zu einer Pseudoreligion entartet". Er ist überzeugt, dass "die Europäer demografisch im Niedergang sind" und "dass die Homosexuellen eine zusätzliche Gefahr sind".

Im Kanton Genf wurde im vergangenen August eine Untersuchung gegen einen Hausarzt und Homöopathen eingeleitet, der behauptet, gegen Homosexualität vorgehen zu können.

Im französischsprachigen Radio und Fernsehen (RTS) erklärte er: "Die Homosexualität ist ein Symptom wie jedes andere, wie Kopfschmerzen oder Heuschnupfen, etc. Ich verstehe nicht, wo das Problem sein soll."

In einem Interview mit dem katholischen TV-Sender EWTN erklärte Weihbischof Marian Eleganti aus dem Bistum Chur am 22. August, dass "90%" der in der amerikanischen katholischen Kirche verübten sexuellen Missbräuche "mit der Homosexualität zusammenhängen".

In der Nacht vom 9. auf den 10. Juni wurden zwei Freunde am Ufer des Neuenburgersees verprügelt, weil sie homosexuell sind. "Wir werden Dir Beine machen, Du dreckige Schwuchtel!", schrien die Angreifer eines der Opfer an.

Die Bilanz für die zwei jungen Männer: Schädel-Hirn-Trauma, Bewusstlosigkeit, ausgeschlagene Zähne, Prellungen und Blutergüsse. Sie beschlossen, den Angriff auf sozialen Netzwerken publik zu machen.

Im Dezember 2017 führte eine homophobe Attacke, die in einem Genfer Tram gefilmt wurde, zu einer Polemik auf sozialen Netzwerken. Ein Mann beschimpfte einen Passagier. "Verpiss Dich. Man soll mich nicht anmachen. Ich ficke keine Schwuchtel", sagte der Mann unter anderem.

Jordan Davis, der solchermassen Beschimpfte, er ist Journalist bei RTS, filmte die Szene mit seinem Smartphone. Die anderen Passagiere unterstützten das Opfer und zwangen den Angreifer, an der nächsten Haltestelle auszusteigen.

Für LGBTIQ-Organisationen ist klar, dass die Schweiz nun Statistiken erheben und diese Art von Diskriminierung erkennen muss. Die 2017 eingerichtete Helpline verzeichnet mindestens zwei homophobe oder transphobe Angriffe pro Woche. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs, da viele Fälle nicht gemeldet werden.


(Übertragung aus dem Französischen: Christian Raaflaub)  © swissinfo.ch

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