Die grosse Koalition hat ihren wochenlangen Asylstreit gerade erst beigelegt. Damit der Kompromiss wirklich hält, sind jedoch die Zusagen anderer Staaten nötig. Innenminister Horst Seehofer fühlt am Donnerstag im Kreise seiner EU-Kollegen vor.
Bundesinnenminister
Am Rande des Treffens der EU-Innenminister in Innsbruck wird der CSU-Chef mit Ländern wie Griechenland ausserdem die Möglichkeiten zur Rücknahme von Flüchtlingen ausloten. Noch vor Beginn des offiziellen Ministertreffens kommt Seehofer mit seinen Kollegen aus Österreich und Italien, Herbert Kickl und Matteo Salvini, zusammen.
Seehofer und Salvini treffen sich zu Vier-Augen-Gespräch
Bereits am Vorabend trafen sich Seehofer und Salvini zu einem Vier-Augen-Gespräch in Innsbruck. Seehofer stellte anschliessend ein rasches Abkommen zwischen Deutschland und Italien zur Rücknahme von Flüchtlingen in Aussicht. Beide Seiten hätten sich darauf verständigt, in den kommenden Wochen daran zu arbeiten. Die Minister wollten sich dann erneut treffen, ein Ergebnis strebe man noch im Juli an.
Solche Abkommen mit EU-Staaten sind zentraler Bestandteil der Einigung im wochenlangen Asylstreit der grossen Koalition. Sie sollen von Seehofer angedrohte nationale Alleingänge Deutschlands in der Asylpolitik ersetzen. Demnach sollen Migranten, die bereits einen Asylantrag in einem anderen EU-Land gestellt haben, auf Basis gemeinsamer Absprachen dorthin zurückgeschickt werden können.
Seehofer betonte zuletzt, dass mögliche Beschlüsse hinterher auf jeden Fall noch innerhalb der Bundesregierung abgestimmt werden müssten. In letzter Instanz sieht der CSU-Vorsitzende die Verantwortung für die Abkommen bei Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel.
Salvini: Italien werde keinen einzigen Flüchtling zurücknehmen
Salvini, der Chef der fremdenfeindlichen italienischen Regierungspartei Lega ist, betonte nach dem Treffen am Mittwoch, Italien werde keinen einzigen Flüchtling zurücknehmen, bevor Europa nicht seine Aussengrenzen schütze. "Wenn das Realität wird, werden wir über alles andere diskutieren."
Seehofer, Salvini und ihr österreichischer Kollege
Salvini verweigert Schiffen privater Hilfsorganisationen, die im Mittelmeer Flüchtlinge retten, das Einlaufen in italienische Häfen. Dies will er auch für ausländische Marineschiffe durchsetzen, die als Teil von EU-Rettungsmissionen unterwegs sind. Salvini will das Thema bei den Gesprächen der EU-Minister auf den Tisch bringen.
EU einigt sich auf verschärfte Asylpolitik
Eigentlich sollen jedoch vor allem die Beschlüsse des EU-Gipfels zur Asylpolitik diskutiert werden. Die 28 Staats- und Regierungschefs der EU hatten sich Ende Juni auf eine deutlich verschärfte Migrationspolitik geeinigt.
Demnach sollen gerettete Bootsflüchtlinge künftig in zentralen Sammellagern in der EU untergebracht werden. Bislang hat sich jedoch kein Staat dazu bereit erklärt, ein solches Lager auf seinem Boden einzurichten. Ähnliche Lager in Nordafrika werden geprüft. Ausserdem sollen die EU-Aussengrenzen stärker abgeriegelt und die Grenzschutzagentur Frontex schon bis 2020 verstärkt werden. © dpa
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