Die Gästeliste für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeiers Dinner mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan schrumpft weiter. Die deutsche Seite dämpft nun die Erwartungen vor dem Staatsbesuch in Deutschland. Nach der Absage von Bundeskanzlerin Angela Merkel und mehrerer Oppositionspolitiker bleibt Erdogans Wunsch nach diplomatischer Entspannung wohl vorerst unerfüllt.
Wenige Tage vor dem Staatsbesuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan warnt die deutsche Seite vor zu hohen Erwartungen. Bundespräsident
Treffen mit türkischen Journalisten
Erdogan kommt am Donnerstag auf Einladung Steinmeiers nach Deutschland. Der Staats- und Regierungschef trifft auch
Zur Vorbereitung des Besuchs war Steinmeier Anfang September mit den Journalisten Can Dündar und Mesale Tolu zusammengetroffen, die in der Türkei im Gefängnis gesessen hatten. Die Inhaftierung deutscher Staatsangehöriger nach dem Putschversuch im Sommer 2016 ist die grösste Belastung für die deutsch-türkischen Beziehungen. Derzeit sitzen nach offiziellen Angaben fünf deutsche Staatsbürger in türkischer U-Haft.
Bundeskanzlerin nimmt nicht an Bankett teil
Nachdem mehrere Politiker der Opposition ihre Teilnahme am Staatsbankett für Erdogan aus Protest gegen dessen Politik abgesagt hatten, wurde am Montag bekannt, dass auch Kanzlerin Merkel beim Abendessen im Schloss Bellevue nicht dabei sein wird. Das bestätigten Kreise des Bundespräsidialamts. Zuvor hatte "Spiegel online" darüber berichtet.
Aus dem Präsidialamt hiess es dazu aber, die Kanzlerin stehe keineswegs regelmässig auf der Gästeliste für ein Staatsbankett zu Ehren ausländischer Besucher. So war sie auch beim Essen für den chinesischen Präsidenten Xi Jinping im Juli 2017 nicht dabei. Zudem treffe sie zweimal mit Erdogan zusammen - am Freitagmittag und am Samstagvormittag.
Özdemir will Opposition repräsentieren
Der frühere Grünen-Chef
Bei seinem Besuch will Erdogan auch führende deutsche Wirtschaftsvertreter treffen. Das bestätigte der Abgeordnete Mustafa Yeneroglu, ein enger Vertrauter Erdogans, der Deutschen Presse-Agentur. Für die Türkei ist der Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland das wichtigste Thema des Besuches. Das Land steckt nach einem Zerwürfnis mit den USA über das Schicksal eines in der Türkei festgehaltenen US-Pastors in einer schweren Währungskrise.
Deutlich mehr als 4000 Polizisten sollen allein am Freitag in Berlin während des Besuchs im Einsatz sein. Die Berliner Polizei sucht noch Unterstützung in anderen Bundesländern und bei der Bundespolizei. Bisher sind zehn Kundgebungen und Demonstrationen gegen Erdogan angemeldet. (mc/dpa)
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