Knapp jedem fünften Kandidaten bei der am Samstag endenden Parlamentswahl in Indien werden Verbrechen vorgeworfen oder er oder sie wurde deswegen sogar verurteilt. Das zeigt eine Analyse von Daten zu den mehr als 8300 Kandidaten durch die Organisation Association for Democratic Rights mit Sitz in Neu-Delhi.
Viele der mutmasslichen oder verurteilten Kriminellen würden demnach gar mit schwerwiegenden Tatvorwürfen in Verbindung gebracht, die mit mindestens fünf Jahren Gefängnis bestraft werden können - wie Hassreden, Vergewaltigungen, Mord oder versuchter Mord.
Die Auswertung zeige auch: Der Anteil von Kandidaten, die mutmassliche oder verurteilte Verbrecher sind, hat bei den vergangenen Parlamentswahlen stetig zugenommen. Zudem ist auch die Zahl erfolgreicher Kandidaten mit entsprechendem Hintergrund angestiegen: So stellten sie im Jahr 2019 knapp doppelt so viele Abgeordnete wie zehn Jahre davor. Menschen mit einem kriminellen Hintergrund haben laut den Daten kurioserweise generell bessere Gewinnchancen als Kandidaten mit einer sauberen Vergangenheit.
Mit dem Thema beschäftigen sich Politikwissenschaftler schon länger. Eine Erklärung dafür lautet, dass die Kandidaten mit kriminellem Hintergrund den Wählern als besonders durchsetzungsfähig erscheinen.
Das höchste Gericht in Indien hatte vor etlichen Jahren entschieden, dass Kandidaten mit krimineller Vergangenheit zwar wählbar sind, dies aber offenlegen müssen, damit die Wähler eine "informierte Entscheidung" treffen können. © dpa
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