Nadia Murad war drei Monate lang vom sogenannten "Islamischen Staat" gefangen gehalten und als Sex-Sklavin missbraucht worden, ehe sie fliehen konnte. Nun richtete sie bei einer Anhörung in den USA einen dramatischen und eindringlichen Appell an die Weltgemeinschaft und warnt vor Zögerlichkeit und Zurückhaltung im Kampf gegen den IS.
Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hatte die jesidische Menschenrechtsaktivistin Nadia Murad im August 2014 aus ihrem irakischen Heimatdorf Kocho in der Region Sindschar entführt. Sie musste mitansehen, wie sechs Brüder und ihre Mutter von IS-Terroristen getötet wurden.
Drei Monate lang wurde sie zusammen mit anderen entführten Frauen vom IS als Sex-Sklavin missbraucht.
Nach ihrer Flucht hat sich Murad dem Kampf für die Anerkennung des Genozids an den Jesiden durch den IS verschrieben.
Die irakische Regierung hatte sie für ihren leidenschaftlichen Einsatz sogar für den Friedensnobelpreis nominiert. Murad spricht sich zudem energisch für eine Intensivierung des Kampfes gegen den sogenannten "Islamischen Staat" aus.
Terror des IS muss endlich beendet werden
Vor diesem Hintergrund richtete sich Nadia Murad nun mit einem dramatischen Appell an den amerikanischen Kongress sowie indirekt an die Weltgemeinschaft und die islamische Gesellschaft.
"Die USA muss reagieren, um Daesh und jegliche Form dieses Terrors zu beenden", erklärte Murad vor einem Ausschuss der US-Heimatschutzbehörde. Daesh (ausgesprochen Da-esch) – das steht im arabischen Sprachraum für "Al-Daula al-Islamija fil-Irak wal-Scham", was übersetzt bedeutet: Der Islamische Staat im Irak und der Levante.
Der IS werde niemals von alleine seine Waffen niederlegen, er müsse dazu gezwungen werden, betonte Murad in ihrer Botschaft. "Das jesidische Volk kann nicht mehr warten."
Murad appellierte an die USA und ihre Verbündeten im Kampf gegen den "Islamischen Staat", eine Schutzzone für religiöse Minderheiten aus dem Irak und Syrien einzurichten. Andernfalls würden sie schlichtweg "ausgelöscht" werden.
Bereits jetzt würden Tausende jesidische Frauen und Mädchen systematisch als Sex-Sklaven gehalten und vergewaltigt. Ein UN-Bericht geht von mindestens 3.500 jungen Frauen und auch Kindern aus, die dem IS derzeit als Sex-Sklaven dienen müssten.
In ihrem weiteren Appell drückte Murad ihr Bedauern über das Attentat von Orlando aus, bei dem 49 Menschen getötet worden waren. Sie sei über die Bluttat allerdings nicht überrascht. "Ich weiss, dass der IS seine Gewalttaten überall ausführen wird, solange er nicht gestoppt wird."
Muslime sollen zeigen: IS hat nichts mit Islam zu tun
Der Attentäter, Omar Mateen, hatte sich zum IS bekannt und die Terrormiliz offiziell die Verantwortung übernommen, was jedoch kein eindeutiger Beleg für einen konkreten Terror-Auftrag bedeutet.
Nadia Murat wendet sich in ihrer eindringlichen Botschaft auch an die islamische Weltgemeinschaft und fordert eine klarere Distanzierung vom Terror des IS: "Was passiert, soll im Namen des Islam passieren. Die Muslime sollten die ersten sein, die sich dem widersetzen. Aber es gibt kein muslimisches Land, das Daesh als 'Ungläubige' innerhalb des Islam bezeichnet."
Angesprochen auf die Flüchtlingsbewegungen und geschlossene Grenzen, äusserte Murat eine klare Meinung, die sich auch an Europa richten dürfte:
"Jedes Land hat das Recht, sich selbst und seine Grenzen zu schützen. Doch wenn Menschen vor religiöser Unterdrückung und Völkermord fliehen, sollten sie nicht vor verschlossenen Türen stehen."
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