Vor dem Hintergrund des andauernden Kriegs gegen die radikalislamische Hamas hat Israels Verteidigungsminister Joav Gallant vorgeschlagen, auch Mitglieder der ultraorthodoxen jüdischen Gemeinschaft zum Militärdienst einzuberufen.

Mehr aktuelle News

"Wir alle müssen die Last tragen", sagte Gallant am Mittwochabend bei einer Pressekonferenz. Es bestehe "eine unmittelbare Notwendigkeit" für die Ausweitung des Wehrdienstes für aktive Soldaten sowie eine Verlängerung des Dienstes für Reservisten.

In Israel ist der Militärdienst verpflichtend, jedoch können ultraorthodoxe Juden, die sich Vollzeit dem Studium der heiligen Schriften widmen, davon befreit werden. Eine Aussetzung dieser seit 1948 geltenden Ausnahme hat seit dem Beginn des Krieges am 7. Oktober neue Dringlichkeit bekommen.

Israel habe keine Wahl, betonte Gallant. "Wir müssen bei der Verteidigung unseres Heimatlandes standhaft bleiben." Es sei möglich und wichtig, sich auf einen entsprechenden Gesetzentwurf zu einigen, sagte der Verteidigungsminister. Er werde dem Parlament aber nur dann eine Reform der Wehrpflicht vorlegen, wenn diese von "allen Koalitionspartnern" unterstützt werde.

Ein Konflikt in dieser Frage könnte die Koalition aus ultraorthodoxen und rechtsreligiösen Parteien von Regierungschef Benjamin Netanjahu gefährden. Benny Gantz, ehemaliger Verteidigungsminister und Mitglied in Netanjahus Kriegskabinett, begrüsste Gallants Vorschlag. Dagegen äusserte der Minister für das Kulturerbe, Amihai Eliyahu, Kritik. Es gebe "überhaupt keine Möglichkeit", die ultraorthodoxe Gemeinschaft "zwangsweise einzuziehen", sagte er dem Radiosender der israelischen Armee.

Für den Krieg gegen die im Gazastreifen herrschende Hamas hatte Israel mehr als 300.000 Reservisten einberufen. Ausgelöst wurde der Krieg durch den Grossangriff der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas auf Israel. Dabei wurden israelischen Angaben zufolge rund 1160 Menschen, darunter viele Zivilisten, getötet.  © AFP

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.