Die Deadline für Jamaika steht: Am Donnerstag sollen die Sondierungsgespräche abgeschlossen sein. Doch einige Themen sind strittig. Experten erwarten daher eine "Nacht der langen Messer". Was hat es damit auf sich?

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Die Sondierungsgespräche zwischen Union, FDP und Grünen sind zäh. Den möglichen Koalitionspartnern werden sie am Ende wohl harte Kompromisse abverlangen.

Bekannt ist, dass sich die Verhandlungsführer bereits vergangene Woche auf ein Papier mit knapp 125 Punkten geeinigt haben. Jedoch sind kritische Themen noch offen. Differenzen scheinen besonders beim Kohleausstieg und dem Familiennachzug für Flüchtlinge unüberwindbar.

Bis zum 16. November sollen die Beratungen abgeschlossen sein. So will es die Kanzlerin. Doch dass sich die Parteien in der kurzen Zeit noch einigen, scheint unwahrscheinlich. Viel Zeit bleibt also nicht.

Vorwurf: Merkel bringt sich nicht genug ein

Mit Blick auf die von Merkel gesetzte Deadline erwarten Beobachter nun für Donnerstag eine "Nacht der langen Messer". Das heisst, dass das gemeinsame Sondierungspapier voraussichtlich in einer langwierigen Nachtsitzung erarbeitet werden wird.

Anschliessend sollen die Parteispitzen ihre Gremien (und die Grünen einen Parteitag) von dem Papier überzeugen - die Voraussetzung für Koalitionsverhandlungen.

Dass es zu einer "Nacht der langen Messer" kommen könnte, wird ein Stück weit Angela Merkel angekreidet. Der Vorwurf: Sie bringe sich nicht stark genug in die Verhandlungen ein. "Frau Merkel scheint wie immer auf die eine lange Nacht der langen Messer zu setzen", meinte FDP-Mann Wolfgang Kubicki.

Grünen-Unterhändler Robert Habeck monierte dies ebenfalls und sagte in der ARD: "Vielleicht ist es aus Sicht der Kanzlerin ein bisschen so: Man lässt es in die Krise reingehen und dann gibt es diese lange Nacht, die Nacht der langen Messer".

Doch was ist eigentlich mit der "Nacht der langen Messer" gemeint?

Begriff hat blutigen Hintergrund

Der Ursprung liegt in Grossbritannien und hat einen blutigen Hintergrund. Die Bezeichnung soll auf ein historisches Ereignis zurückgehen: das Massaker an britischen (keltischen) Adeligen durch die angelsächsischen Einwanderer im Jahre 450 in Salisbury. Der Historiker Geoffrey of Monmouth prägte 1135 den Begriff in seiner "Historia Regnum Britanniae". Dort bezeichnete er das Ereignis als "Treachery of the Long Knives" (Verrat der langen Messer).

Später fand der Begriff "Night of the Long Knives" Verwendung - auch für andere blutige Ereignisse, die politisch motiviert waren. Vor allem die Morde der Nazis im Jahre 1934 ging in der deutschen Entsprechung als "Nacht der langen Messer" in die Geschichtsbücher ein. Auch bekannt als "Röhm-Putsch".

In einer brutalen Aktion liess Hitler etwa 200 Menschen liquidieren - darunter die Führungsriege der Sturmabteilung (SA), innerparteiliche Gegner, Mitarbeiter des Vizekanzlers Franz von Papen, der General und ehemalige Vizekanzler Kurt von Schleicher und seine Frau, General Ferdinand von Bredow, Gregor Strasser, SS-Leute.

Das Vorgehen richtete sich gezielt gegen Hitlers Widersacher unter dem Vorwand, die SA habe einen Putsch geplant.

Hitler war das Erstarken der Sturmabteilung (SA) unter Ernst Röhm ein Dorn im Auge. Röhm hatte vier Millionen Mitglieder im Rücken.

Mit der Ermordung seiner Gegner zementierte Hitler in den Stunden der "Nacht der langen Messer" seine Macht.

Begriff heute

Mittlerweile wird der Begriff generell bei wichtigen politischen Entscheidungen verwendet. Gerade bei jenen, die in langen Sitzungen des Nachts getroffen werden.

So ist die radikale Kabinettsumbildung durch den englischen Ministerpräsidenten Harold Macmillan im Jahr 1962 als "Lange Nacht der Messer" bekannt. Damals feuerte er mit einem Schlag gleich sieben Minister.

In der Schweiz wird die Nacht vor den Bundesratswahlen als die "Nacht der langen Messer" bezeichnet. Anstatt zu schlafen, taktieren die Politiker kurz vor der Wahl und treffen entscheidende Absprachen.

Das geht auf die legendäre Bundesratssitzung von 1983 zurück, in der nachts heimlich Stimmen gesammelt wurden, um eine Kandidatin zu verhindern. Die tageswoche.ch beschreibt die Nacht vor der Wahl, als "Nacht in der Intrigen gegen die Favoriten geschmiedet und diese dann noch vor dem Morgengrauen abgestochen werden."

Der Begriff hat es auch ausserhalb der Politik in den Sprachgebrauch geschafft. So wird etwa die letzte Etappe der Rallye Monte Carlo als "die Nacht der langen Messer" bezeichnet, da sie meist die ganze Nacht bis am Morgen ausgetragen wird.

Ein Streckenabschnitt - der "Col de Turini" - spielt dabei eine zentrale Rolle: Der Pass in 1.607 Metern Höhe gilt als gefährlich.

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