- Der deutsche Botschafter in China, Jan Hecker, ist nach nur wenigen Tagen im Amt gestorben.
- Der 54-jährige Familienvater sollte für Kontinuität im schwierigen Verhältnis zu China sorgen.
- Zuvor war er als aussenpolitischer Berater von Bundeskanzlerin Merkel tätig und stand ihr auch während der Flüchtlingskrise 2015 zur Seite.
Kurz nach dem Antritt seines Postens in Peking ist der neue deutsche Botschafter in China, Jan Hecker, überraschend gestorben. Das teilte das Auswärtige Amt in Berlin am Montagmorgen mit.
Der 54-Jährige war vor der Übernahme des wichtigen diplomatischen Postens in der chinesischen Hauptstadt als aussenpolitischer Berater von
Maas: Kein Hinweis auf Verbindung von Heckers Tod zu seinem Dienst
Laut Bundesaussenminister
"Wir haben aufgrund der Todesumstände keine Hinweise, dass Jan Heckers Tod in irgendeinem Zusammenhang mit seiner dienstlichen Funktion als deutscher Botschafter in Peking steht", sagte Maas der dpa bei einem Besuch des Bundesamts für Auswärtige Angelegenheiten in Brandenburg/Havel. "Das ist für uns alle ein grosser Schock gewesen, der uns völlig unvorbereitet getroffen hat."
"Es ist für uns alle schwer zu fassen, was dort geschehen ist und dass ein Mensch so unvermittelt aus dem Leben gerissen wird, mit dem man vor kurzem noch zusammengesessen hat und wirklich grosse und wichtige Fragen erarbeitet hat", sagte der Aussenminister. "Jan Hecker hat viel geleistet und dabei nie das Rampenlicht gesucht." Maas betonte: "Für alles Weitere gilt: Auch ein Diplomat und seine Familie haben ein Recht auf Privatsphäre und darauf, in Frieden zu trauern."
Merkel kondoliert - Hecker war ihr enger Vertrauter
"Der Tod Jan Heckers erschüttert mich zutiefst", teilte Merkel mit. Sie würdigte Hecker als "hochgeschätzten langjährigen Berater von tiefer Menschlichkeit und herausragender Fachkenntnis. Ich denke voller Dankbarkeit an unsere Zusammenarbeit und bin froh, mit ihm über Jahre so eng verbunden gewesen zu sein". Ihr Mitgefühl gelte der Familie und weiteren Angehörigen des Verstorbenen.
Hecker war verheiratet und hatte drei Kinder. Er hatte seinen neuen Posten in China erst im August übernommen.
Hecker nahm Ende August seine Arbeit als Botschafter in China auf
Nach der Ankunft in Peking hatte der Spitzendiplomat mit seiner Familie zunächst die in China übliche Quarantäne wegen der Corona-Pandemie durchlaufen. Danach übergab Hecker Ende August in Peking sein Beglaubigungsschreiben und nahm die reguläre Arbeit auf.
Auch Pekings Aussenministerium hat der Familie sein Beileid ausgesprochen. "Wir sind geschockt, von dem plötzlichen Tod von Botschafter Jan Hecker zu erfahren", sagte Sprecher Wang Wenbin am Montag vor der Presse. Er habe seit seinem Amtsantritt Ende August aktiv daran gearbeitet, die Beziehungen zwischen beiden Ländern voranzubringen.
Ein führender deutscher Unternehmensvertreter, der gerade erst mit ihm zusammengetroffen war, sagte: "Tragisch. Er war ein solch schlauer und zurückhaltender Mann. Ein guter Zuhörer."
Vor seiner Entsendung nach China war Hecker im Bundeskanzleramt seit 2017 Leiter der Abteilung Aussen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik und damit ein enger Vertrauter der Kanzlerin. Er begleitete Merkel in dieser Funktion auch auf ihren Reisen.
Hecker stand Merkel in der Flüchtlingskrise 2015 zur Seite
Von 2011 bis 2015 war der Rechts- und Politikwissenschaftler als Richter am Bundesverwaltungsgericht tätig, nachdem er von 1999 bis 2011 im Bundesinnenministerium gearbeitet hatte.
Hecker wurde 2015 Leiter des damals neu geschaffenen Koordinierungsstabes Flüchtlingspolitik, und er war in der Flüchtlingskrise massgeblich mitverantwortlich dafür, das von der Kanzlerin ausgegebene Versprechen "Wir schaffen das" in die Tat umzusetzen. Damit rückte Hecker ins Zentrum der Regierungspolitik an Merkels Seite auf.
Er war der erste aussenpolitische Berater der Kanzlerin, der nicht die klassische Diplomatenkarriere durchlaufen hatte, und er galt als herausragender aussenpolitischer Aufsteiger.
Nach der Bundestagswahl und dem Ende der Kanzlerschaft Merkels sollte Hecker nach Einschätzung von Beobachtern für Kontinuität im schwierigen Verhältnis zur aufstrebenden Grossmacht China sorgen. Am Montagmorgen war die Flagge über der deutschen Botschaft in China auf halbmast gesetzt, wie ein AFP-Journalist in Peking berichtete.
Chinesisches Aussenministerium begrüsste Heckers Ernennung
Vertreter des chinesischen Aussenministeriums hatten seine Ernennung ausdrücklich begrüsst und auf seine Nähe zur Kanzlerin verwiesen, die in den zunehmenden Spannungen Europas mit China einen eher zurückhaltenden Kurs vertritt.
Deutsche Diplomaten in Peking wollten sich nicht zu den Umständen des Todes äussern und verwiesen nur auf das Auswärtige Amt. Heckers bisheriger Vertreter, der Gesandte Frank Rückert, übernimmt jetzt vorläufig die Botschafteraufgaben. (dpa/AFP/lh)
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