• Schon jetzt hat sich der Planet um 1,1 Grad aufgeheizt, in Deutschland sogar schon um 1,6 Grad.
  • Die fatalen Folgen, wie mehr Extremwetter, sind sichtbar.
  • Vor Beginn der UN-Klimakonferenz in Schottland mahnt Premierminister Boris Johnson zu einer Aufholjagd der Staatengemeinschaft.

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Kurz vor Beginn der UN-Klimakonferenz in Schottland an diesem Sonntag prangert der britische Premierminister Boris Johnson krasse Defizite im Kampf gegen die Erderhitzung an - und mahnt zu einer Aufholjagd der Staatengemeinschaft.

"Die Menschheit, als Ganzes, liegt zur Halbzeit 1:5 hinten", sagte Johnson am Samstag auf dem Flug zum G20-Gipfel in Rom. "Wir haben die Möglichkeit auszugleichen, die Position zu retten, zurückzukommen - aber es wird eine Menge Kraft kosten", sagte er nach britischen Medienberichten.

Johnson: COP26 letzte Chance, Erderwärmung über 1,5 Grad zu verhindern

Johnson sagte, die Konferenz, in UN-Jargon COP26 genannt, sei die letzte Möglichkeit, eine Erderwärmung um mehr als 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu verhindern.

Ähnlich hatte sich zuvor UN-Generalsekretär Antonio Guterres geäussert. Er drängte die wichtigsten Industrienationen beim G20-Gipfel am Wochenende in Rom, ein starkes Signal zu senden vor der Weltklimakonferenz. "Das ist ein entscheidender Moment für den Planeten", sagte Guterres dort. "Wir laufen ernsthaft Gefahr, dass Glasgow nicht liefern kann."

Gedämpfte Hoffnungen auf starkes Signal der G20

Hoffnungen auf ein starkes Signal der G20 an den Klimagipfel wurden aber gedämpft, da es Uneinigkeit über neue Zusagen im Kampf gegen die Erderwärmung gab.

In Glasgow beraten auf Einladung der Vereinten Nationen Regierungsvertreter aus rund 200 Staaten zwei Wochen lang, wie die Menschheit die beschleunigte Erderhitzung noch auf ein erträgliches Mass eindämmen kann. Es reisen voraussichtlich etwa 25.000 Menschen an, auch Tausende Journalisten und Aktivisten.

Mit Blick auf die unzureichenden Zusagen der allermeisten Staaten zum Klimaschutz verwies Johnson auf die Geschichte. "Wenn etwas schief geht, kann es mit aussergewöhnlicher Geschwindigkeit schief gehen", sagte er. "Das hat man beim Fall des Römischen Reichs gesehen, und ich fürchte, dass wir auch einen Absturz unserer Zivilisation, unserer Welt sehen könnten, falls wir es nicht schaffen, den Klimawandel zu bekämpfen."

Johnson äusserte sich zurückhaltend zu den Erfolgsaussichten des Treffens in Glasgow. "Wir werden den Klimawandel nicht so bald stoppen. Und wir werden ihn sicherlich nicht bei der COP26 stoppen." Es werde "äusserst schwierige" Verhandlungen zwischen den Entwicklungsländern und reicheren Staaten geben, beim Ziel, den Ausstoss klimaschädlicher Treibhausgase zu senken.

"Können uns nicht leisten zu scheitern"

Alarmiert äusserte sich auch der Präsident des Europäischen Parlaments, David Sassoli, zu Klimakonferenz. "Wir können es uns nicht leisten, dass sie scheitert", erklärte er. "Wenn es uns ernst damit ist, einen Anstieg um mehr als 1,5 Grad zu verhindern, dann müssen aus netten Ambitionen klare und realisierbare Massnahmen werden."

Die geschäftsführenden Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) dämpfte die Erwartungen an die Klimakonferenz. "Es wäre ein Fehler, von Weltklimakonferenzen die spontane Weltrettung zu erwarten - dafür ist die Herausforderung zu komplex", sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Klimakonferenzen funktionieren nicht nach dem Prinzip Alles oder Nichts. Das ist ein Langstreckenlauf, bei dem jede Etappe ihre Bedeutung hat. Glasgow wird nicht Paris 2.0."

Der Deutschen Presse-Agentur sagte Schulze, es müsse aber gelingen, das Regelwerk für das Klimaabkommen von Paris aus dem Jahr 2015 abzuschliessen. Hier sieht Schulze einen Knackpunkt bei Artikel 6 des Abkommens, dieser werde "kompliziert zu lösen" sein. Dabei geht es um die Zusammenarbeit beim Klimaschutz zwischen Staaten oder zwischen Unternehmen und Staaten. Dabei muss präzise geregelt werden, wer sich Minderungen beim Ausstoss von Treibhausgasen anrechnen darf, um Doppelbuchungen auszuschliessen.

Rüge für Russland

Der Gewinner des diesjährigen Alternativen Nobelpreises rügte das Fernbleiben des russischen Präsidenten Wladimir Putin bei der Weltklimakonferenz. "Putin schickt ein Team von Regierungsmitarbeitern, die so tun werden, als wäre das eine Art Markt, um Gas zu verkaufen", sagte der russische Umweltschützer Wladimir Sliwjak der Deutschen Presse-Agentur.

Der Staatschef will sich wegen der Corona-Pandemie nur online zur COP26 zuschalten. "Als einer der vier grössten Umweltsünder in der Geschichte der Menschheit muss Russland mehr zur Reduzierung der Emissionen tun." (jwo/dpa)  © dpa

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