Er war schon früher nicht bei allen Mitgliedern der Ludwig-Erhard-Stiftung wohl gelitten: ihr Vorsitzender Roland Tichy. Ein frauenfeindlicher Kommentar in seinem Magazin brachte das Fass wohl zum Überlaufen.
Der in die Kritik geratene Journalist Roland Tichy gibt den Vorsitz der Ludwig-Erhard-Stiftung ab. Er trete bei der am 30. Oktober anstehenden Wiederwahl nicht mehr an, heisst es in einem Schreiben des Vorstandes vom Donnerstag an die Mitglieder der Stiftung.
Grund für den Schritt Tichys, der seit 2014 den Vorsitz inne hat, ist ganz offensichtlich eine Debatte um frauenfeindliche Äusserungen über die SPD-Politikerin Sawsan Chebli in der Monatszeitschrift "Tichys Einblick".
Zunächst hatte die Staatsministerin für Digitales,
Kritik an Tichy von mehreren Seiten
Am Donnerstag kündigten Bundesgesundheitsminister
Kritik an Tichy äusserte nach Angaben der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann, der ebenfalls Mitglied der Stiftung ist. In einem Schreiben an die anderen Mitglieder der Stiftung argumentiert Weidmann demnach: "Als Mitglied schätze ich die Stiftung, weil sie der Fortentwicklung marktwirtschaftlichen und freiheitlich-demokratischen Denkens eine Plattform bietet. Ein Ziel, das gerade in der heutigen Zeit in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzen ist. Dazu gehört aus meiner Sicht ein Debattenklima gegenseitigen Respekts, nicht nur innerhalb derStiftung, sondern auch darüber hinaus."
Tichys Magazin: Pflichtlektüre für viele Politiker aus dem rechtspopulistischen Spektrum
Merz hatte bereits 2018 den Ludwig-Erhard-Preis abgelehnt. Wie das "Handelsblatt" damals unter Berufung auf Einschätzungen von Jury-Mitgliedern berichtete, war ein Grund, dass er bei der Verleihung mit Tichy zusammen auf der Bühne stehen sollte.
Tichy selbst bezeichnet sein Magazin als "liberal-konservatives Meinungsmagazin". Das Magazin und die Online-Plattform tichyseinblick.de gehören für viele Politiker aus dem rechtspopulistischen Spektrum zur Pflichtlektüre. Tichy war von 2007 bis 2014 Chefredakteur der "Wirtschaftswoche".
Der Vater des deutschen Wirtschaftswunders, der frühere Wirtschaftsminister und Kanzler Ludwig Erhard gründete die Stiftung 1967. Sie sollte die Idee der sozialen Marktwirtschaft unter anderem durch Veranstaltungen verbreiten und stützen. © dpa
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