Der Deutsche Journalisten-Verband hat die iranische Justiz am Mittwoch aufgefordert, die beiden angeklagten Journalistinnen Nilufar Hamedi und Elaheh Mohammadi freizusprechen. Die Journalistinnen, die im vergangenen Jahr als erste über den Tod der 22-jährigen Mahsa Amini in Polizeigewahrsam berichtet hatten, stehen zur Zeit vor geheim tagenden Revolutionsgerichten im Iran. Mit Urteilen wird in diesen Tagen gerechnet. Das iranische Regime wirft ihnen Spionage und Propaganda gegen den Staat vor.
"Die beiden Berichterstatterinnen haben das getan, was ihr Beruf ist: Bericht erstatten", sagte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall. "Das hat weder etwas mit Spionage noch mit Propaganda zu tun." Die Menschen im Iran wie auch die Weltöffentlichkeit hätten über den Tod der Frau erfahren müssen, die sich nicht länger dem Kopftuchzwang beugen wollte.
Hamedi, die für die Zeitung "Schargh" arbeitet, wurde am 20. September festgenommen, nachdem sie das Krankenhaus besucht hatte, in das Amini nach ihrer Festnahme durch die iranische Sittenpolizei eingeliefert worden war. Die 22-jährige Kurdin war wegen eines angeblichen Verstosses gegen die strikte islamische Kleiderordnung festgenommen worden. Ihr Tod löste monatelange landesweite Proteste aus.
In einem separaten Prozess muss sich Hamedis Kollegin Mohammadi vor Gericht verantworten. Die Fotografin der reformorientierten Tageszeitung "Ham Miham" war ebenfalls im September festgenommen worden. Kurz zuvor war sie in Aminis Heimatstadt Sakes in der Provinz Kurdistan gereist, um über deren von Protesten begleitete Beerdigung zu berichten.
Hamedi und Mohammadi waren Anfang Mai gemeinsam mit der ebenfalls inhaftierten preisgekrönten Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi mit dem Unesco-Preis für Pressefreiheit 2023 ausgezeichnet worden. © AFP
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