Viele Regierungskritiker sitzen in Russland im Gefängnis. Einer der bekanntesten war Alexander Nawalny. Ein Jahr nach seinem Tod gedachten ihm zahlreiche Menschen in und ausserhalb Russlands.

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Ein Jahr nach dem Tod von Alexej Nawalny haben trotz drohender Repressalien hunderte Menschen das Grab des russischen Oppositionellen in Moskau besucht. Sie kamen am Sonntag einzeln oder in kleinen Gruppen zum Borisowski-Friedhof in der russischen Hauptstadt und legten Blumen auf das Grab. Auch in Deutschland und weltweit wurde an Nawalny erinnert. Dessen Witwe Julia Nawalnaja forderte Exil-Russen zum Protest auf.

Witwe von Nawalny ruft zum Protest gegen Putin auf

Diese müssten auf die Strasse gehen im Namen derjenigen in Russland, "die es nicht können", sagte Nawalnaja am Sonntagabend bei einer Gedenkveranstaltung in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. Sie dankte den Unterstützern ihres Mannes, die ihm in Russland trotz drohender Repressalien gedachten. Sie habe mit einem tollen Menschen zusammengelebt, sagte sie. "Es war all die Jahre so, als ob wir uns gerade erst kennengelernt hätten." "Natürlich war dieses Jahr sehr schwer für mich", fügte die Witwe hinzu. Die Nawalnys haben auch zwei Kinder zusammen.

"Hier können wir uns frei fühlen, aber in Russland sind die Menschen Geiseln des Regimes", sagte Nawalnaja weiter. Sie rief ihre Unterstützerinnen und Unterstützer dazu auf, an einem Protestmarsch gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin in Berlin am 1. März teilzunehmen. Nawalnaja rief zudem in einer Videobotschaft dazu auf, weiter für ein anderes Russland zu kämpfen. "Wir wissen, wofür wir kämpfen: ein zukünftiges Russland, das frei, friedlich und schön ist", sagte sie an seinem ersten Todestag in einer Videobotschaft. "Das, wovon Alexej geträumt hat, ist möglich."

"Meine politische Mission ist, dass das Regime von Wladimir Putin schnell endet", sagte sie. Dies werde ihr hoffentlich auch die Rückkehr in die Heimat, in ein normales und demokratisches Russland ermöglichen. "Ich träume davon, zurückzukehren."

Ausserhalb der russischen Botschaft in Berlin versammelten sich etwa 40 Menschen und legten Blumen im Gedenken an den verstorbenen Kreml-Widersacher Nawalny nieder.

Scholz und Baerbock gedenken Nawalny

Bundeskanzler Scholz erklärte, der russische Präsident Putin bekämpfe "die Freiheit und ihre Verfechter brutal". Umso mutiger sei Nawalnys Wirken gewesen. Bundesaussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte, Nawalnys "Feuer für die Freiheit" lebe in all jenen weiter, die sich der Repression Putins "mutig widersetzen".

Nawalny war der schärfste Widersacher Putins. Der von den russischen Behörden als "Extremist" eingestufte Oppositionspolitiker starb am 16. Februar 2024 im Alter von 47 Jahren unter ungeklärten Umständen in einem Straflager in der Arktis, wo er eine 19-jährige Haftstrafe verbüsste. Seine Anhänger und zahlreiche westliche Politiker machen die russische Führung für den Tod Nawalnys verantwortlich.

Todestag von Nawalny: Scholz würdigt Putins Widersacher

Am ersten Jahrestag des Todes von Alexej Nawalny haben trotz drohender Repressalien hunderte Menschen das Grab des verstorbenen Kreml-Kritikers in Moskau besucht. Viele von ihnen legten Blumen nieder. Die Bundesregierung würdigte Nawalnys Kampf für ein freies Russland.

Bei eisigen Temperaturen gingen am Sonntag in Moskau hunderte Menschen zum Grab von Nawalny und erwiesen ihm so noch einmal die Ehre, darunter auch Familien mit Kindern. Viele Trauernde legten Blumen am Grab ab. Auch Nawalnys Mutter Ljudmila Nawalnaja ging auf den Friedhof und forderte eine Bestrafung aller Verantwortlichen für den Tod ihres Sohnes. "Die ganze Welt weiss, wer es angeordnet hat", sagte sie unter Tränen. "Wir wollen aber, dass sie auch die Täter und die Helfer kennen." Eines Tages werde "die Wahrheit siegen".

Die russischen Behörden hatten vor Nawalnys Todestag ausdrücklich davor gewarnt, den Borisowski-Friedhof zu besuchen. "Wir geben allen, die vorhaben, dorthin zu gehen, sich aber noch nicht sicher sind, einen kurzen Rat: Gehen Sie nicht!", hiess es in einer Warnung, die in dem Kreml nahestehenden Kanälen im Onlinedienst Telegram verbreitet wurde. Neben einem Hinweis auf "Big Brother und sein stets wachsames Auge" war die Warnung auch mit einem Foto von einem Schild versehen, das auf die Videoüberwachung des Friedhofs aufmerksam macht.

Nawalnys Mitarbeiter sitzen noch im Gefängnis

Russlands Behörden haben nicht nur Nawalny selbst, sondern auch seine Organisationen als "extremistisch" eingestuft und verboten. Die Mitgliedschaft in einer solchen Organisation wird mit bis zu sechs Jahren Haft bestraft. Viele Mitarbeiter und Unterstützer Nawalnys sitzen daher im Gefängnis oder sind ins Exil geflohen.

Erst Mitte Januar waren drei Anwälte Nawalnys wegen "Extremismus"-Vorwürfen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Die EU-Aussenbeauftragte Kaja Kallas forderte am Sonntag, sie sofort freizulassen.

In Russland läuft jeder, der Nawalny oder die von ihm gegründete Anti-Korruptions-Stiftung auch nur erwähnt, ohne auf die Extremismus-Einstufung hinzuweisen, Gefahr, strafrechtlich verfolgt, inhaftiert und verurteilt zu werden. Das gilt auch für das Zeigen von "Symbolen" der Organisationen – und sogar für Fotos Nawalnys. (afp/dpa/bearbeitet von the)

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