Die Überschwemmungskatastrophe in Libyen ist nach Worten eines Experten auch mit der politischen Situation im Land verknüpft. "Es handelt sich nicht einfach um eine Naturkatastrophe, sondern um ein Ereignis, das sehr eng mit der politischen Situation in Libyen verknüpft ist", sagte Wolfram Lacher, Libyen-Experte bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), im ZDF am Mittwoch.

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In der Nacht von Sonntag auf Montag waren im Osten Libyens nahe der Hafenstadt Darna zwei Dämme gebrochen und hatten ganze Viertel ins Meer gespült. Rund 10.000 Menschen gelten als vermisst, nach Angaben der Verwaltung im Landesosten kamen mehr als 5.000 Menschen ums Leben. "Der Grund für das Ausmass der Katastrophe ist der Bruch dieser zwei Dämme oberhalb von Darna", sagte Lacher. Jahrelang sei nicht ausreichend in die Infrastruktur investiert worden.

Derzeit kämpfen zwei verfeindete Regierungen - eine mit Sitz im Osten, die andere mit Sitz im Westen - um die Macht. Alle diplomatischen Bemühungen, den bis heute andauernden Bürgerkrieg friedlich beizulegen, scheiterten bislang.

Der Konflikt wird durch ausländische Staaten zusätzlich befeuert. Die staatliche Ordnung in dem Land ist weitgehend zerfallen und zahlreiche Konfliktparteien ringen um Einfluss, nachdem Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi 2011 gewaltsam gestürzt worden war.

"Gaddafi hat damals die Stadt dafür bestraft, dass in ihr Aufständische die Waffen ergriffen hatten in den 90er Jahren und nach Gaddafis Sturz 2011 wurde dann jahrelang überhaupt nichts mehr in Infrastruktur investiert", sagte Lacher. Zwar sei in den letzten Jahren immer etwas Geld geflossen, "aber das ging unter anderem in die Taschen von Milizenführern und Kriegsprofiteuren".  © dpa

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