Ist Kim Jong Un tot? Wurde er operiert und liegt nun im Koma? Ist er von Covid-19 betroffen? Oder macht er vielleicht Urlaub? Schon seit zwei Wochen hat man Nordkoreas Diktator nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Aus dem abgeschottenen Land dringen keine belastbaren Informationen nach draussen. Das heizt die Gerüchteküche weiter an. Vieles deutet darauf hin, dass Kim Jong Un momentan tatsächlich gesundheitlich angeschlagen ist.

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Schon 2014 hatte es erstmals Gerüchte gegeben, Kim Jong Un könnte tot sein, oder aber zumindest schwer krank. Sechs Wochen lang hatte man den nordkoreanischen Diktator damals nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Als er wieder auftauchte, ging er am Stock.

Von den öffentlichen Nachrichtenquellen des Landes wurde der Umstand einfach totgeschwiegen, schliesslich ist ein Diktator, der auch nur den Hauch von Schwäche zeigt, ein schlechter Diktator. Bald wurde jedoch vermutet, Kim habe sich die Knöchel gebrochen, da er, um seine geringere Körpergrösse auszugleichen, gerne Schuhe mit Absatz tragen würde.

Kim Jong Un seit zwei Wochen verschwunden

Nun ist Kim Jong Un wieder verschwunden. Während die ganze Welt gegen das Coronavirus kämpft, ist der nordkoreanische Diktator seit zwei Wochen abgetaucht. Nicht einmal der jährlichen Ehrung des Staatsgründer Kim Il-sung am 15. April wohnte er bei.

Wie immer gibt es keine gesicherten Informationen aus dem abgeschotteten Land. Das Staatsfernsehen hatten am Sonntag lediglich verlautbaren lassen, dass Kim seine Wertschätzung für Arbeiter geäussert habe, die Häuser in der nördlichen Grenzstadt Samjiyon gebaut hätten. Allerdings gab es keinerlei Informationen zu Gesundheitszustand und Aufenthaltsort des Diktators. Das befeuert die Gerüchte.

Der amerikanische Nachrichtensender CNN hatte berichtet, Kim sei nach einer Operation "in ernsthafter Gefahr". Das südkoreanische Nachrichtenportal "Daily NK" hatte zuvor schon unter Berufung auf einen Informanten im Nachbarland gemeldet, Kim sei am 12. April am Herzen operiert worden. Andere sprechen davon, dass der Alleinherrscher im Koma liege. Und wieder andere Portale, wie die amerikanische Promigerüchteküche "TMZ" haben sogar schon den Tod des Diktators verkündet. Bestätigt wurde bislang noch keiner der Berichte und auch die südkoreanische Regierung widerspricht diesen Meldungen.

Kim Jong Un zählt zur Risikogruppe

Wovon man jedoch ausgehen kann: Kim Jong Un dürfte durch seinen Lebensstil nicht zu den gesündesten Menschen gehören. Er gilt als starker Raucher und hat Übergewicht. Auch aufgrund seiner familiären Vorgeschichte muss er gerade in Corona-Zeiten als Risikopatient gelten. Schliesslich starb sein Vater Kim Jong-il 2011 im Alter von nur 69 Jahren an Herzversagen. 2008 hatte er zudem einen Schlaganfall erlitten. Auch Kim Jong-il soll starker Raucher gewesen sein und an Diabetes und Herzproblemen gelitten haben.

Obwohl Nordkorea behauptet, von der Coronakrise verschont geblieben zu sein, so darf das allein aufgrund der geographischen Nähe zu China angezweifelt werden. Experten sind sich sicher, dass das Land mit seinem schwach aufgestellten Gesundheitssystem sogar sehr anfällig für das Virus ist.

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Kämpft der Diktator mit gesundheitlichen Problemen?

Dass Nordkorea weiter schweigt, deutet jedoch nicht darauf hin, dass Kim Jong Un bereits verstorben ist. Wahrscheinlicher ist, dass er mit gesundheitlichen Problemen irgendeiner Art kämpft.

Im Falle seines Todes hätte man wohl inzwischen die Öffentlichkeit informiert. Als Kim Jong-il 2011 starb, vergingen zwischen seinem Tod und der Bestätigung lediglich drei Tage.

Auch die Satellitenbilder von Kims mutmasslichem Privatzug deuten in eine ähnliche Richtung. US-Experten hatten den Zug im Küstenort Wonsan entdeckt. Zwar schrieben die Experten selbst, dies sage nichts über Kims Aufenthaltsort oder seinen Gesundheitszustand aus, allerdings verleiht es Berichten Gewicht, die Kim Jong Un "in einem Gebiet für die Elite an der Ostküste des Landes" wähnen. Dahinter lassen sich Rehamassnahmen vermuten, oder aber auch eine Urlaubsreise. Sicher weiss das derzeit niemand.

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Wer würde Kim Jong Un beerben?

Genauso grosse Unsicherheit herrscht angesichts der Nachfolgeregelungen in Nordkorea. Kims eigene Kinder, angeblich hat er drei, sind zu jung um für eine Machtübernahme in Frage zu kommen.

Als wahrscheinlichste Kandidatin gilt daher Kim Jong Uns Schwester Kim Yo-jong, die Anfang 30 ist. Sie könnte die Kim-Dynastie weiterführen, die seit mehr als 70 Jahren über das Land herrscht.

Quellen:

  • dpa
  • "TMZ.com": Kim Jong Un reportedly dead "after botched heart surgery"
  • "Spiegel.de": Kim Jong Il ist tot


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