Nordkorea demonstriert Stärke - wieder einmal. Mit einer grossen Militärparade feiert das isolierte Land am Samstag das 70-jährige Bestehen seiner Partei der Arbeit. Sie wird sich dabei als mächtige Organisation präsentieren - aber wie ist es aktuell um die Macht von Nordkoreas Diktator Kim Jong Un bestellt?

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Anders als im vergangenen Jahre gibt es 2015 keine Gerüchte um Kim Jong Uns politische Zukunft. Bei den Feierlichkeiten 2014 hatte Nordkoreas Machthaber gefehlt und damit Spekulationen ausgelöst - von einer ernsten Erkrankung bis hin zu einem einem Putsch. Heute ist das nicht der Fall, nach Ansicht von Experten muss er keine Entmachtung fürchten.

"Seine Position kann man als ziemlich gefestigt bezeichnen", sagt etwa Rainer Dormels, Professor für Koreanologie an der Universität Wien. Vom überwiegenden Teil der Bevölkerung werde er, soweit man das von aussen beurteilen könne, positiv gesehen. Offizielle Zahlen gibt es nicht, einen kleinen Hinweis auf die Stimmung in der Bevölkerung gibt eine Studie des Institute of Peace and Unification Studies, das an die Seoul National University angeschlossen ist. Das Institut hat Menschen befragt, die zwischen 2010 und 2014 aus Nordkorea geflüchtet sind, wie sie die Stimmung einschätzen. Demnach sagten 63 Prozent von ihnen, dass die Mehrheit der Bevölkerung Kim Jong Un unterstütze. Allerdings, so das Online-Magazin "The Diplomat", das über die Studie berichtete, sei diese nicht repräsentativ und gebe lediglich Eindrücke der Befragten wieder.

"Das Lebensniveau des Volkes heben"

Laut dem Korea-Experten Dormels ist die Förderung der Wirtschaft eine von Kim Jong Uns Strategien, das Land zusammenzuhalten und seine Machtposition zu erhalten. Der Warenaustausch mit China hat Geld ins Land gebracht. Zudem bemüht sich die nordkoreanische Führung zunehmend um weiteres ausländisches Kapital - gerade, um seine Abhängigkeit von China zu verringern. Kim Jong Un lockerte das Wirtschaftssystem. Einige Läden sind jetzt in Privatbesitz und die Nordkoreaner dürfen einen Teil der Lebensmittel, die sie angebaut haben, selbst verbrauchen. Es habe sich eine Mittel- und Oberschicht gebildet, "die meint, von dem Regime zu profitieren und es deswegen unterstützen", sagt Dormels.

Eine ähnliche Beobachtung hat auch der Ostasienforscher Rüdiger Frank gemacht. Nordkorea sei wirtschaftlich und gesellschaftlich ein anderes Land als noch vor 25 Jahren, schrieb er in "Welt-Sichten", einer von mehreren Hilfswerken herausgegebenen Zeitschrift. Kim Jong Uns erklärtes Ziel sei es, "das 'Lebensniveau des Volkes' zu heben. Wenn man heute durch Nordkorea reist, sieht man auf Schritt und Tritt wirtschaftliches Treiben, das es so vor 20 Jahren nicht gegeben hat", so Frank.

Doch wie bei der Haltung der Bevölkerung gilt auch hier: Zahlenmässig lässt sich die wirtschaftliche Entwicklung des Landes nicht nachvollziehen. Es werden keine offiziellen Wirtschaftsdaten veröffentlicht. Deshalb ist auch unklar, wer besonders profitiert, wer nicht, und worauf sich die nordkoreanische Wirtschaft hauptsächlich stützt. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) sagt, dass es immer mehr Zwangsarbeit in dem Land gebe. Nordkoreas Wirtschaftssystem basiere auf Ausbeutung, sagte jüngst der HRW-Vizedirektor für Asien, Phil Robertson. Auch dies sei eine Form des Machterhalts.

Repressionen und Abschottung

Eine andere sind Repressionen. Im aktuellen Bericht von Amnesty International zu Nordkorea steht, dass nach wie vor Hunderttausende Menschen in politischen Straflagern und anderen Hafteinrichtungen festgehalten würden. Dort komme es regelmässig zu Menschenrechtsverletzungen wie Folter und Misshandlungen. "Viele der Insassen politischer Straflager waren nicht wegen international als Straftat anerkannter Handlungen verurteilt worden", sondern seien "ohne faires Verfahren in Sippenhaft genommen worden", heisst es in dem Bericht weiter. Die Regierung leugnet, dass es solche Straflager gebe, Satellitenbilder beweisen aber das Gegenteil. Ein Beispiel ist die Hinrichtung von Kim Jong-Uns Onkel Chang Song-thaek, der stellvertretender Vorsitzender der Nationalen Verteidigungskommission war. Diese Information sickerte durch und ging weltweit durch die Presse.

Hinzu kommt, dass es für Nordkoreaner weiterhin schwierig bis unmöglich ist, sich über Vorgänge ausserhalb der Grenzen ihres Landes oder über das Bild ihres Landes im Ausland zu informieren. "Allem Anschein nach gab es keine unabhängigen zivilgesellschaftlichen Organisationen, Zeitungen oder politischen Parteien", schreibt Amnesty. Nur wenige würden Zugang zum Internet haben.

In der Region gebe es auch keine Kräfte, die eine Veränderung des Status Quo herbeiführen wollten, so Rainer Dormels. Weder China noch Japan seien derzeit an einer Systemveränderung - oder gar einer Wiedervereinigung mit Südkorea - interessiert. Auch unter den Südkoreanern gebe es skeptische Stimmen. Eine Wiedervereinigung könne angesichts der unterschiedlichen wirtschaftlichen Stärke zu viel kosten. Es scheint, als ob Kim Jong Un tatsächlich bis auf weiteres fest im Sattel sitzt.

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