Nach dem von Nordkorea gemeldeten Start eines Spionagesatelliten hat Machthaber Kim Jong Un nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA Luftbilder von Militärbasen im US-Aussengebiet Guam im Pazifik betrachtet.
Kim Jong Un habe am Mittwochmorgen (Ortszeit) unter anderem Bilder des Luftwaffenstützpunktes Anderson von Apra Harbour und "weiterer grösserer Militarbasen" in Augenschein genommen, erklärte KCNA am Mittwoch.
Nordkorea hatte KCNA zufolge am Dienstagabend trotz internationaler Warnungen eine Trägerrakete mit dem Satelliten "Malligyong-1" gestartet und den Satelliten daraufhin auf der für ihn vorgesehenen Erdumlaufbahn platziert. Der Generalstab der südkoreanischen Armee bestätigte am Mittwoch den Eintritt des Satelliten in die Erdumlaufbahn. Bisher könne aber noch nicht festgestellt werden, ob der Satellit funktioniert. Japan bestätigte zwar den Start der Trägerrakete, bisher aber nicht die Einsetzung des Satelliten.
Südkorea setzte nach Angaben eines Regierungssprechers als Reaktion auf den Start ein Militärabkommen mit dem Nachbarstaat aus dem Jahr 2018 teilweise aus. Die Überwachungsmassnahmen entlang der Grenze würden zudem wieder aufgenommen.
Die USA verurteilten den Vorgang. Der Start unter Einsatz von "Technologie für ballistische Raketen" stelle einen klaren Verstoss gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrates dar, erklärte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates des Weissen Hauses, Adrienne Watson. Auch UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte den Satellitenstart laut einem Sprecher und erklärte, jeder Start Nordkoreas unter Verwendung ballistischer Raketentechnologie verstosse gegen die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats.
Das Nordkorea nahestehende China rief am Mittwoch "alle betroffenen Parteien" zur "Ruhe" und "Zurückhaltung" auf.
Südkoreas Geheimdienste hatten seit Wochen gewarnt, dass sich Nordkorea nach zwei gescheiterten Starts in der abschliessenden Phase der Vorbereitungen für seinen dritten Versuch befinde, einen Spionagesatelliten in die Umlaufbahn zu bringen.
Sollte es Nordkorea tatsächlich gelungen sein, einen Spionagesatelliten in einer Erdumlaufbahn zu platzieren, würde dies Experten zufolge seine Fähigkeit zur Informationsgewinnung insbesondere über den Nachbarn und Erzrivalen Südkorea erheblich stärken. Die durch den Satelliten gesammelten Daten könnten demnach für Pjöngjang im Fall eines militärischen Konflikts entscheidend sein.
Südkorea plant seinerseits, noch bis Monatsende seinen ersten Spionagesatelliten mithilfe einer Trägerrakete des US-Unternehmens SpaceX in der Erdumlaufbahn zu platzieren.
Nordkorea hat in diesem Jahr eine Rekordzahl an Waffentests vorgenommen. Seit langer Zeit wird das Atomwaffen- und Raketenprogramm Nordkoreas international als grosse Bedrohung angesehen. Der UN-Sicherheitsrat hat zahlreiche Resolutionen verabschiedet, in denen Nordkorea aufgefordert wird, seine Atom- und Raketenprogramme zu stoppen. 2006 hatte Nordkorea erstmals einen Atomtest ausgeführt.
Angesichts der zahlreichen nordkoreanischen Raketentests hatte Südkorea seine militärischen Beziehungen mit den USA verstärkt und gemeinsame Militärmanöver abgehalten. © AFP
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