Im Ringen um eine Lösung des Ukraine-Kriegs könnte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach den Worten von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko auf ein Referendum zurückgreifen müssen. "Denn ich glaube nicht, dass er ohne Legitimation des Volkes so schmerzhafte und wichtige Vereinbarungen allein treffen kann", sagte Klitschko in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera" (Sonntag).
Kommenden Monate für Selenskyj sehr schwierig
Die Debatten um mögliche Szenarien für einen Friedensschluss mit Russland stellen den Präsidenten nach Einschätzung von
Beide Szenarien könnten ihn in Erklärungsnot bringen. Insbesondere mögliche territoriale Zugeständnisse, die einen Gebietsabtritt an Russland zur Beendigung des Krieges vorsehen würden, könnten den Ukrainern nur schwer zu vermitteln sein. "Wie soll er dem Land und den Menschen erklären, dass es notwendig ist, Teile unseres Territoriums aufzugeben, die Tausende unserer kämpfenden Helden das Leben gekostet haben?", so Klitschko weiter.
Ambitionen auf das Präsidentenamt
Die Bildung einer Koalition der nationalen Einheit, wie es in Israel nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober geschah, könnte eine Möglichkeit für die Ukraine sein, für Stabilität und grösseren Rückhalt zu sorgen, sagte Klitschko weiter. Er sei sich jedoch nicht sicher, ob Präsident Selenskyj dazu bereit sei, die in seinen Händen zentralisierte Macht aufzugeben, die ihm seit dem ersten Tag der russischen Invasion das Kriegsrecht garantiert hat.
Klitschko und Selenskyj gelten als politische Konkurrenten, dem Ex-Boxweltmeister werden Ambitionen auf das Präsidentenamt nachgesagt. Angesprochen auf ihr Verhältnis sagte Klitschko nun: "Um es klar zu sagen, ich habe immer gute Beziehungen zu ihm gehabt, er ist es, der schlechte zu mir hat." Klitschko betonte zugleich, dass er angesichts des Ablaufs von Selenskyjs Amtszeit im Mai Wahlen zum jetzigen Zeitpunkt für falsch hält. © dpa
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