Seit knapp zwei Wochen liefern sich Armenien und Aserbaidschan in Berg-Karabach schwere Kämpfe. Nun greift Russland ein und vermittelt eine Waffenruhe. Das soll aber nur der erste Schritt sein.
In der schwersten Gewalteskalation seit Jahren in der Südkaukasusregion Berg-Karabach mit Hunderten Toten ist eine Waffenruhe in Kraft getreten. Armenien und Aserbaidschan hatten sich in der Nacht nach stundenlangen Verhandlungen auf eine Feuerpause ab 10:00 Uhr MESZ (12:00 Uhr Ortszeit) geeinigt, wie Russlands Aussenminister Sergej Lawrow mitteilte. Moskau hatte zwischen den Konfliktparteien vermittelt.
Die Waffenruhe solle dazu genutzt werden, um Kriegsgefangene und andere inhaftierte Personen auszutauschen und die Körper toter Soldaten in ihre Heimat zu übergeben, hiess es in einer Erklärung. Weitere Details der Waffenruhe sollten zusätzlich vereinbart werden. Grundlegende Friedensverhandlungen solle es unter Führung der sogenannten Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) geben. Die Gruppe wird von Russland, den USA und Frankreich angeführt, die ebenfalls versuchen in dem Konflikt zu vermitteln.
Die Verhandlungen zur Feuerpause in Moskau zwischen den Aussenministern Jeyhun Bayramov und Sohrab Mnazakanjan der verfeindeten Nachbarn dauerten mehr als zehn Stunden. Kremlchef Wladimir Putin hatte beide Länder zuvor eindringlich zu einer Waffenruhe aufgerufen.
Präsident Aliyev: Armenien muss Berg-Karabach aufgeben
Kurz vor Beginn der Waffenruhe war die Lage in der Region angespannt. Nach Angaben aus Armenien gab es zahlreiche Luftangriffe. Aserbaidschan habe versucht, sich vor der Waffenruhe noch einen Vorteil zu verschaffen, meinte die Sprecherin des armenischen Militärs, Schuschan Stepanjan, auf Facebook. Baku wirft hingegen Jerewan vor, zahlreiche Siedlungen beschossen zu haben.
Seit knapp zwei Wochen gibt es in Berg-Karabach neue Kämpfe mit Hunderten Toten. Insgesamt wurden seit Beginn der Gefechte rund 320 armenische Soldaten in Berg-Karabach getötet. Aserbaidschan hat bislang keine Angaben zu eigenen Verlusten gemacht, spricht aber von rund 30 toten Zivilisten. Es gibt tausende Flüchtlinge in der Unruheregion.
Aserbaidschans Präsident Ilham Aliyev nannte das Treffen in Moskau die "letzte Chance" auf eine friedliche Lösung. Der Konflikt solle jedoch zuerst militärisch beendet werden. Erst später könne man über eine dauerhafte politische Lösung sprechen. Armenien müsse Berg-Karabach aufgeben.
In einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren verlor Aserbaidschan die Kontrolle über das Gebiet. Berg-Karabach wird heute von christlichen Karabach-Armeniern bewohnt. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe.
Aserbaidschan bekommt in dem Konflikt Rückendeckung von der Türkei. Auch ausländische Söldner und Kämpfer dschihadistischer Gruppen aus den Kriegsgebieten in Syrien und Libyen sollen an den Gefechten beteiligt sein. Eindeutige Beweise gibt es bislang nicht.
Russland hat zu beiden Ex-Sowjetrepubliken diplomatische und wirtschaftliche Verbindungen. Jene mit Armenien sind jedoch intensiver. Dort hat Russland auch eine Militärbasis. (dpa/mf) © dpa
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