Wochenlang hatte die siebenjährige Bana Alabed zusammen mit ihrer Mutter Fatemah aus Ost-Aleppo auf Twitter ihre Eindrücke vom Krieg geschildert. Nun wurde der Account am Sonntag plötzlich gelöscht. Neben der Frage, was aus dem Mädchen wurde, steht auch weiterhin ein schwerer Vorwurf im Raum.
Ihren ersten Tweet hatte Bana Alabed am 24. September abgesetzt. "Ich brauche Frieden", hatte sie auf Englisch geschrieben und wenig später erklärt: "Ich kann wegen der Bomben nicht nach draussen gehen. Bitte hört auf, uns zu bebomben!"
Bana und Fatemah Alabed: Schweigen auf Twitter
Nun schweigen Bana und ihre Mutter Fatemah auf Twitter: Ihr Account wurde in der Nacht von Sonntag auf Montag gelöscht, wie CNN berichtet. Im letzten Eintrag am Sonntagabend hiess es:
"Wir sind sicher, dass uns die Armee nun fassen wird. Wir sehen uns an einem anderen Tag wieder, liebe Welt. Bye. - Fatemah #Aleppo."
Syriens Regierungstruppen rücken in den Rebellengebieten der umkämpften Grossstadt Aleppo immer weiter vor. Aktivsten berichteten von heftigen Kämpfen und Artilleriebeschuss, speziell auf den Osten der Stadt.
Viele der rund 170.000 Follower des Twitter-Accounts von Bana Alabed machen sich nun Sorgen um das Schicksal des Mädchens und ihrer Mutter.
Doch es gibt auch andere Stimmen, die den Twitter-Account als reines Propaganda-Instrument bezeichnet hatten.
Die Siebenjährige sei dabei lediglich eine Marionette, um im Westen Mitleid zu erregen und die Stimmung gegen das Regime um Machthaber Baschar al-Assad und das verbündete Russland zu schüren.
Bana ein Werkzeug der Propaganda?
Als Beleg für diese Behauptung wurde mitunter das perfekte Englisch des siebenjährigen Mädchens angeführt, das in veröffentlichten Videos kaum Englisch sprechen konnte beziehungsweise augenscheinlich Botschaften ablas, die ihm angeblich hinter der Kamera vorgehalten worden waren.
"CNN", dem "Guardian" und der "Daily Mail" war es allerdings gelungen, Bana und ihre Mutter zu kontaktieren und via Skype zu interviewen.
Fatemah, ehemalige Jura-Studentin und verheiratet mit einem Anwalt, hatte erklärt, sie unterstütze zwar ihre Tochter bei der Formulierung der englischen Tweets, doch die Schilderungen und Emotionen kämen allein von Bana.
Gegen die Vorwürfe, sie seien lediglich Teil der Propaganda von Rebellengruppen, hatten sie sich entschieden gewehrt: "Ich habe nichts geschrieben, was die Rebellen unterstützen würde. Es ist einfach nur das, was wir erleben", so Fatemah.
Journalistin: Am Leben und untergetaucht
Ob Bana und ihre Mutter ihre Schilderungen auf Twitter tatsächlich eigenverantwortlich veröffentlicht hatten oder dabei gesteuert wurden, lässt sich nicht zweifelsfrei sagen.
Nun jedenfalls wurde der Account gelöscht. Nach unbestätigten Angaben einer aus Syrien berichtenden türkischen Journalistin sind Bana und Mutter Fatemah weiterhin am Leben, doch wären sie "aus Gründen" erst einmal untergetaucht.
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