Syrische Aktivisten verweisen beim mutmasslichen Angriff mit Giftgas auf dutzende Tote, doch Russland stuft den Vorfall als Fälschung, "Fake News", ein. Eine fast dreistündige UN-Sitzung endet ergebnislos, während sich das Verhältnis zwischen Washington und Moskau wohl weiter verschlechtert.
Russland hat die mutmassliche Giftgasattacke in Syrien als einen von Rebellen inszenierten Vorfall eingestuft und unabhängige Experten eingeladen, sich selbst ein Bild vor Ort zu machen.
Russland bezeichnet mutmasslichen Giftgasangriff als "Fake News"
Berichte über den mutmasslichen Angriff, bei dem Aktivisten zufolge am Samstag mehr als 150 Menschen getötet und rund 1.000 verletzt wurden, seien "Fake News", sagte Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja. In einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats griffen er und seine US-Kollegin
Im UN-Sicherheitsrat demonstrierte US-Botschafterin Haley Entschlossenheit: "Wir haben den Punkt erreicht, an dem die Welt sehen muss, dass in Syrien der Gerechtigkeit Genüge getan wird", sagte sie, nachdem zuvor der russische Botschafter das Wort ergriffen hatte. Russland und der Iran hätten Militärberater auf syrischen Stützpunkten, sagte Haley. "Wenn Syrien Zivilisten bombardiert, dann tut es das mit russischer Hilfe."
Russlands Botschafter Nebensja warnte seine Kollegin in der Sitzung: Bewaffnete Angriffe "unter dem lügnerischen Vorwand, sich gegen Syrien zu richten", würden "schwere Folgen" haben. Moskau habe Washington gewarnt, dass es keine Gefährdung russischer Soldaten auf syrischem Boden dulden werde.
Vertreter der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) rief Nebensja auf, am Dienstag in die von Rebellen kontrollierte Stadt Duma in Ost-Ghuta zu reisen, wo der Vorfall stattfand. Russische Ermittler hätten keine Belege für einen solchen Angriff gefunden, auch Bewohner hätten keinen chemischen Angriff bestätigt. "Wir begrüssen diesen Besuch so bald wie möglich", sagte Syriens UN-Botschafter
USA machen Syriens Machthaber Assad für mutmasslichen Giftgas-Einsatz verantwortlich
Die USA machen Präsident Baschar al-Assad für den mutmasslichen Angriff verantwortlich und schliessen militärische Schritte gegen die syrische Regierung nicht aus. US-Präsident
Die USA und Frankreich hatten in der Vergangenheit wiederholt gedroht, einen weiteren Einsatz von Chemiewaffen in Syrien nicht hinzunehmen. Das US-Militär hatte vor einem Jahr die syrische Luftwaffenbasis Schairat beschossen als Reaktion auf den Giftgasangriff mit Dutzenden Toten auf die Stadt Chan Scheichun, für den UN-Experten die Regierung von Assad verantwortlich machten. Das Eingreifen der USA galt aber weitgehend als symbolisch.
Die fast dreistündige Sitzung des Weltsicherheitsrats endete zunächst ergebnislos.
Das Verhältnis der USA und Russlands schien im Sicherheitsrat einen neuen Tiefpunkt erreicht zu haben. UN-Botschafterin Haley warf Moskau vor, "Blut syrischer Kinder an den Händen" zu haben.
Ihr russischer Kollege Nebensja sagte: "Sie irren, wenn Sie glauben, dass Sie Freunde haben. Ihre angeblichen Freunde sind nur diejenigen, die nicht Nein zu Ihnen sagen können." Er drohte, künftige Ratssitzungen zu unterbrechen, wenn Haley Russland noch einmal als "Regime" bezeichne. Diese Formulierung hatte Haley mehrfach verwendet.
Vermeintlicher Einsatz Israels in Syrien verschärft Lage weiter
Ein schwerer Raketenangriff auf einen syrischen Militärflugplatz, für den Syrien, Russland und der Iran einstimmig Israel verantwortlich machen, spitzte die Lage weiter zu. Bei der Bombardierung wurden mindestens 14 Angehörige der syrischen Armee und verbündeter Milizen getötet. Unklar blieb, ob es einen möglichen Zusammenhang mit dem mutmasslichen Giftgasangriff gibt. Die israelische Armee äusserte sich wie in früheren Fällen nicht zu den Vorwürfen.
Israels Regierung sprach unterdessen von "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". "Der jüngste Fall der Anwendung von Gas beweist eindeutig, dass Syrien ungeachtet seiner Verpflichtungen weiter Chemiewaffen besitzt und sich sogar neue beschafft hat", erklärte ein Sprecher des israelischen Aussenministeriums. Die Regierung von Baschar al-Assad setze ihre "Verbrechen gegen die Menschlichkeit fort, indem sie verbotene Kampfmittel anwendet". (mgb / dpa / afp)
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