Die SPD wagt die Machtprobe in der grossen Koalition. Sie fordert die Entlassung des umstrittenen Verfassungsschutzpräsidenten. Was macht nun Kanzlerin Merkel? Opfert sie Maassen für den Koalitionserhalt?
Der erbitterte Streit um die Chemnitz-Äusserungen von Verfassungsschutzpräsident
Streit am Donnerstag eskaliert
Der Koalitionsstreit um Maassens umstrittene Äusserungen zu den Angriffen auf Ausländer in Chemnitz war am Donnerstag eskaliert. Nachdem Bundesinnenminister
Nach dem Krisentreffen im Kanzleramt war in Regierungskreisen von einem guten und ernsthaften Gespräch die Rede - "mit dem Ziel, als Koalition weiterzuarbeiten". Unklar blieb jedoch, wie eine für alle Seiten gesichtswahrende Lösung aussehen könnte. Für Seehofer wäre eine Ablösung Maassens nach seiner klaren Positionierung ein grosser Gesichtsverlust.
Die Vorsitzende des Bundestagsinnenausschusses, Andrea Lindholz, (CSU), appellierte an die SPD, von ihren Rücktrittsforderungen abzurücken. "Wir sollten jetzt gemeinsam gegen die AfD kämpfen und uns nicht länger mit Herrn Maassen beschäftigen", sagte Lindholz der "Passauer Neuen Presse" (Freitag). "Die AfD reibt sich die Hände und profitiert als einzige von diesem Streit."
Auslöser des Streits war "Bild"-Interview
Ausgangspunkt des Streits war ein Maassen-Interview in der "Bild"-Zeitung, in dem der oberste Verfassungsschützer gesagt hatte, ihm lägen "keine belastbaren Informationen" darüber vor, dass in Chemnitz Hetzjagden stattgefunden hätten. Vielmehr sprächen "gute Gründe" dafür, dass es sich bei einem entsprechenden Video "um eine gezielte Falschinformation handelt, um möglicherweise die Öffentlichkeit von dem Mord in Chemnitz abzulenken".
In Chemnitz war am 26. August ein 35 Jahre alter Deutscher erstochen worden. Tatverdächtig sind drei Asylbewerber aus Syrien und dem Irak. Zwei sitzen in Untersuchungshaft, nach dem dritten wird gefahndet. Einer der Beschuldigten bestreitet nach einem Bericht des NDR jegliche Tatbeteiligung. Nach der Tat gab es fremdenfeindliche Ausschreitungen, bei denen es auch zu Gewalttaten von Rechtsextremisten kam. © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.