(pj) - Weisse Kapuzen, brennende Kreuze und archaische Rituale: Die Symbole des berüchtigten Rassistenbundes Ku-Klux-Klan sind aus Amerika bekannt. Aber auch in Deutschland treibt die rechtsextreme Organisation offenbar ihr Unwesen und ist wohl bestens in offiziellen Ämtern vernetzt – auch bei der Polizei.
Achim S. ist in der rechtsextremen Szene kein Unbekannter. Der 37-jährige soll Anfang der 2000er Jahre einen Ableger des Ku-Klux-Klans, des geheimnisumwobenen amerikanischen Geheimbunds, in seiner schwäbischen Heimat etabliert haben. Wie die "taz" berichtet, war S. im Herbst 2000 im Rahmen eines Klan-Events im US-Bundesstaat Mississippi zum "Grand Dragon", also zum Anführer der Organisation in Baden-Württemberg, ernannt worden.
In der "Bild am Sonntag" erklärt S., der heute der rechten Szene abgeschworen haben will, seine Organisation habe rund 20 Mitglieder gehabt. Das Erschreckendste dabei: Unter den "Klansmännern", wie sich die Ordensmitglieder selbst nennen, sollen bis zu sechs Polizeibeamte gewesen sein. Und damit nicht genug, denn bei einem der Mitglieder soll es sich dem Zeitungsbericht zufolge um den direkten Vorgesetzten Michèle Kiesewetters gehandelt haben. Zur Erinnerung: Kiesewetter wurde im April 2007 von Mitgliedern der Nazi-Terrorgruppe NSU kaltblütig ermordet. Trotz mehrmaliger Vernehmungen, bei denen der mutmassliche Rassist jeden Zusammenhang mit der Tat bestritten hat, sitzt er noch heute auf seinem Dienststuhl.
NRW-Orden gibt Regeln vor
Doch die Gruppierung um Achim S. ist nicht der einzige Ableger des Ku-Klux-Klans in Deutschland. So existiert in Nordrhein-Westfalen der "Orden der Teutonischen Ritter". Auf seiner Internetsite bezeichnet sich die Gruppierung offen als regionaler Teil des Klans in der Region Rhein/ Ruhr. Neben allerlei pseudohistorischem Pathos propagiert die Vereinigung eine Reihe von Verhaltensgrundsätzen, die Nicht-Sympathisanten Schauer über den Rücken jagen. Dieser "germanische Kodex", der geradezu skurril verdreht wirkt, gibt in 32 Regeln vor, wie sich ein "teutonischer Ritter" in Sachen "sittlichem Betragen" zu verhalten hat. Darunter finden sich Gebote wie beispielsweise "Auf die Gesundheit gibt der teutonische Ritter stets Acht, denn der Kranke ist keine Hilfe beim Kampf" oder "Ein guter Gast weiss, wann es Zeit ist zu gehen. Der gute Gast wird zur Last, wenn er die Zeit überzieht".
Zusätzlich bietet der Orden, der sich selbst als "edelmütige und werteorientierte" Gemeinschaft von Gleichgesinnten bezeichnet, ein Kampftraining an. Im Rahmen dieser Ausbildung lernen die wahrscheinlich überwiegend rechtsextremen Teilnehmer beispielsweise, Alltagsgegenstände als Waffen zu nutzen – ein klares Signal, wie ernst es den Verantwortlichen mit ihrer Mission ist.
In Berlin nennt sich der örtliche Ableger des Ku-Klux-Klans "Europäische weisse Ritter des brennenden Kreuzes". Chef der Gruppierung ist seit seiner Gründung im Jahr 2007 der 59-jährige Peter B. aus Berlin. In bester Klan-Tradition trägt er einen pompösen Titel, nämlich "Reverend Imperial Wizard", zu Deutsch etwa "ehrwürdiger Reichs-Hexenmeister".
Auch Journalisten im Visier
Besucht man die Website des Ordens, bekommt man schnell einen Überblick, mit welch verquerer Geisteshaltung man es zu tun hat. In seitenlangen Abhandlungen verspricht der Klan Toleranz, Gesetzestreue, Familiensinn und Rechtschaffenheit. Dass diese Haltungen aber nur Mitgliedern der "Weissen Rasse" gegenüber Anwendung finden sollen, verschweigt die Site geflissentlich. Auch auf Journalisten ist die Gruppierung nicht gerade gut zu sprechen: Ein Beitrag über eine angebliche "Schmutzkampagne" gegen die Kapuzenmänner schliesst mit dem bedrohlichen Satz "Wir vergessen nie".
Der mysteriöse Ku-Klux-Klan ist also kein rein amerikanisches Phänomen mehr. Neben Deutschland existieren auch in England, Frankreich, Griechenland, Österreich, der Schweiz und Schweden Ableger des rechtsextremen Geheimbunds. In der Bundesrepublik bewegen sich die Mitglieder erstaunlich offen, was wahrscheinlich an der Tatsache liegt, dass Sicherheitsbehörden erst am Anfang ihrer Aufklärungsarbeit stehen.
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