"Tötet Roger Köppel! Roger Köppel tötet!", wetterte kürzlich Skandalkünstler Philipp Ruch gegen SVP-Nationalratskandidat Roger Köppel. Während der Staatsanwalt den Fall nun prüft, zeigt Ruch keine Reue. Seine Theaterproduktion ist indes ausverkauft.
"Eine grosse Bedrohung der Humanität Europas" sieht der deutsch-schweizerische Künstler Philipp Ruch in Roger Köppel. Der SVP-Politiker sei der "Alfred Rosenberg (Chef-Ideologe der Nazis, Anm.) des 21. Jahrhunderts", urteilt der 34-Jährige über den Nationalratskandidaten und "Weltwoche"-Verleger Köppel, wie er in einem Interview mit "20min.ch" erklärt. Ruch bleibt auch bei seiner Forderung: "Die SVP muss verboten werden."
Reue für seinen Gewaltaufruf, veröffentlicht per Inserat im Strassenmagazin "Surprise", zeigt der Künstler nicht - obwohl sich das Magazin von der Aktion distanziert hat und inzwischen der Staatsanwalt ermittelt. "Wir haben die Stadtpolizei damit beauftragt, den Inhalt des Inserats und weiteren Aussagen in diesem Zusammenhang zu prüfen", bestätigte Daniel Kloiber von der Zürcher Staatsanwaltschaft "Blick.ch". Möglicher Straftatbestand: öffentliche Aufforderung zu Gewalttätigkeit.
Werbung in eigener Sache
Ruch räumt ein, dass er mit der Aktion auch Aufmerksamkeit auf seine aktuelle Theaterproduktion "2099" lenken wollte: "Wir hatten ein massives Problem: Der Kartenverkauf lief schleppend. Wir müssen für jede Vorstellung 550 Plätze verkaufen. Das schaffen sie heute nicht mehr ohne das Ringen um billige Aufmerksamkeit", sagte er "20min.ch". Inzwischen sei die Produktion restlos ausverkauft.
Ob er denn die Verantwortung übernehmen würde, sollte Köppel physische Gewalt angetan werden? "Die Kunst ist für die Politik lebensgefährlich", sagt Ruch dazu. Er sehe sich in einer Tradition mit Christoph Schlingensief. Der 2010 verstorbene provokative deutsche Theaterregisseur hatte 2002 ins Publikum gerufen "Tötet Möllemann!" Der FDP-Politiker Jürgen Möllemann starb einige Monate später bei einem Fallschirmsprung.
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