Die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa sieht sich derzeit mit der Ankunft tausender Migranten konfrontiert, deren Aufnahme sie kaum bewältigen kann. Das italienische Rote Kreuz meldete am Mittwochabend mehr als 7000 Neuankömmlinge - so viele, wie die 145 Kilometer nördlich von Tunesien gelegene Insel Einwohner zählt.
Das gute Wetter der vergangenen Tage führte dazu, dass sich mehr Menschen als gewöhnlich von Nordafrika aus in Booten über das Mittelmeer auf den Weg machten. Nach Angaben des Innenministeriums in Rom kamen allein am Dienstag mehr als 5000 Migranten in Italien an. Die meisten von ihnen wurden von der Küstenwache aufgegriffen und nach Lampedusa gebracht.
Das dortige Aufnahmezentrum ist für weniger als 400 Menschen ausgelegt, so dass rund um das Lager zahlreiche Migranten die Nächte unter freiem Himmel verbringen mussten. Als das Rote Kreuz am Mittwoch Lebensmittel verteilte, kam es zu Spannungen, woraufhin die Polizei einschritt.
Einige junge Männer verliessen das Aufnahmezentrum und marschierten ins historische Zentrum der gleichnamigen Stadt Lampedusa. Teils berichteten sie, sie hätten Hunger. Manche Restaurants schickten die Flüchtlinge weg, während andere ihnen Gratisgerichte anboten. Auch gab es Touristen und Einheimische, die ihnen Lebensmittel bezahlten.
"Die Lage ist komplex, wir versuchen, nach und nach zur Normalität zurückzukehren", sagte Francesca Basile vom Roten Kreuz. Bis zum Donnerstagabend wollten die Behörden rund 5000 Menschen nach Sizilien bringen, wo grössere Aufnahmezentren zur Verfügung stehen.
Jahr für Jahr sterben zahlreiche Flüchtlinge bei dem Versuch, über das Mittelmeer in die Europäische Union zu gelangen. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen in 2023 bislang mehr als 2000 Menschen ums Leben, als sie versuchten, von Nordafrika aus die Küsten von Italien oder Malta zu erreichen. © AFP
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.