US-Präsident Trump wirft Tausende Soldatinnen und Soldaten aufgrund ihrer Transidentität aus der Armee. Zwei Betroffene über ihren Schmerz, ihrem Land nicht länger dienen zu dürfen.
Dass ihre Militärlaufbahn auf diese Weise enden würde, war für Bree Fram eigentlich unvorstellbar. Seit 22 Jahren dient die Offizierin treu in der US-Armee. Entweder hätte sie einen geeigneten Zeitpunkt gewählt, um den Dienst zu quittieren oder sie wäre bei einem Kampfeinsatz für ihr Land getötet worden – so weit ihre Überlegungen. Aber in zwei Wochen kommt der Dienstschluss aus einem anderen Grund: Bree Fram ist eine Trans-Frau.
Der Wahlsieg von Präsident

"Wenn es Ihre eigene Regierung ist, die Sie zwingt, Ihre Uniform auszuziehen, weil sie Sie nicht für geeignet hält, dem Land zu dienen, bricht es Ihnen das Herz", sagt die 45-Jährige im Rang eines Oberst mit Tränen in den Augen. "Wir haben unserem Land ein Jahrzehnt lang als Transgender-Personen gedient, ohne Tabus, ehrenhaft und kompetent, in jedem militärischen Bereich, hier und in der ganzen Welt."
Outing 2016: Eine Befreiung für die Offizierin
Transgender können die ihnen aufgrund ihrer biologischen Geschlechtsmerkmale zugewiesene Rolle als Mann oder Frau nicht leben. In der zwei Millionen Soldatinnen und Soldaten zählenden US-Armee gibt es Schätzungen zufolge etwa 15.000 Trans-Soldaten.
"Das Beste, was wir tun können, ist einfach wir selbst zu sein und mit den Menschen zu sprechen, um ihnen klarzumachen, dass wir keine Monster sind."
"Das ist eine Säuberungsaktion", sagt Bree Fram. 18 Jahre lang hat sie bei der Luftwaffe gedient, zuletzt gehörte sie einer Spezialeinheit an, die für Militäroperationen im Weltraum zuständig war. "Das Beste, was wir tun können, ist einfach wir selbst zu sein und mit den Menschen zu sprechen, um ihnen klarzumachen, dass wir keine Monster sind. Es gibt keinen zweiten Kopf, der auf meiner Schulter wächst und mich zu einer Vogelscheuche macht", sagt die Offizierin.
Mehr als 13 Jahre lange hatte sie ihre Trans-Identität in der Armee geheim gehalten. 2016 hob der damalige Präsident Barack Obama das Verbot von Transgendern in den US-Streitkräften auf. Für Bree Fram war das eine Befreiung, mit einem Mal konnte sie jedem erzählen, dass sie eine Frau und kein Mann ist und dies bereits seit ihrer Kindheit so empfindet.
Flaggen und Armee-Medaillen zieren ihr Arbeitszimmer
"Wenn man nicht man selbst ist, kann man nicht das Beste aus sich herausholen. Und die Tatsache, dass ich offen als Transperson dienen konnte, war magisch", sagt die Offizierin, während sie von ihrem Haus in Virginia steht.
In ihrem Arbeitszimmer sind Flaggen und Medaillons in Blau, Rosa und Weiss, den Farben der Transgender, verstreut. In den vergangenen Jahren hat sie sich für die Rechte von LGBT+-Personen in der Armee eingesetzt.
Schon in Trumps erster Amtszeit hatte dieser versucht, die Transgender aus der Armee auszuschliessen. "Dieses Mal ist es anders. Es ist wie ein Hurrikan, den man aus der Ferne kommen sieht. Es gibt keine Möglichkeit für Transgender-Personen, weiterhin zu dienen", sagt Bree Fram.
US-Marine mit Transidentität: "Ich bin am Ende"
Ryan Goodell ist seit 13 Jahren bei der US-Marine. 2018 gab er seine Transidentität bekannt und startete seine Geschlechtsumwandlung. "Ich bin am Ende", sagt er angesichts der Aussicht, in Kürze seinen Job zu verlieren. "Einer meiner Mentoren hatte mir geraten, immer bereit zu sein, aufzuhören, weil es auch ein Leben ausserhalb der Marine gibt", sagt der 32-Jährige. "Aber ich war noch nicht bereit dazu."
Bree Fram ist angesichts dieser Entwicklung "traurig" über ihr Land. "Wir pflanzen die Samen für einen Garten, den wir vielleicht nie sehen werden", sagt sie. "Aber wir werden alles tun und ihn giessen, damit wir ein wichtiges Erbe hinterlassen: eine Botschaft der Offenheit für die nächste Generation." (afp/bearbeitet von mcf)