Bei der landesweiten Kommunalwahl in Rumänien am Sonntag hat das Regierungslager seine Vormachtstellung behauptet. Die neue, extrem rechte Partei AUR schaffte es auf Anhieb auf Platz drei.

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Zum Bürgermeister der Hauptstadt Bukarest wurde der parteilose Nicusor Dan wiedergewählt. Das ergaben am Montag Hochrechnungen von Medien auf Basis von Teil-Auszählungen der Wahlbehörde. Derselbe Trend zeigte sich bei der zeitgleichen Europawahl.

Demnach kommt die Partei PSD (Sozialdemokraten) von Ministerpräsident Marcel Ciolacu bei den Kommunalwahlen auf 33,1 Prozent der Wählerstimmen, gefolgt von ihrem Koalitionspartner PNL (Bürgerliche) mit 26,52 Prozent. Beide Parteien konnten die meisten Bürgermeisterkandidaten in den regionalen Verwaltungsbezirkshauptstädten durchsetzen. Sie dominieren auch bei der Führung der Regionalparlamente.

AUR erreichte den Hochrechnungen zufolge auf 10,48 Prozent der Stimmen, errang keinen wichtigen Bürgermeisterposten und blieb deutlich hinter den eigenen Erwartungen und den Prognosen der Umfragen zurückgeblieben. AUR vertritt extrem nationalistische, antiwestliche Positionen und beruft sich gelegentlich auf Traditionen der rumänischen Faschisten aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. 2019 gegründet, hatte AUR zunächst mit einer vehementen Kampagne gegen Corona-Schutzmassnahmen schnell Erfolg und zog im Herbst 2020 in Rumäniens Parlament ein.

Eine herbe Niederlage erlitt bei den Kommunalwahlen die grün-konservative Reformpartei USR, die zusammen mit zwei kleinen Bündnisparteien den Hochrechnungen zufolge auf 9,72 Prozent kam. USR-Chef Catalin Drula trat unter Verweis auf das schlechte Wahlergebnis am Montag zurück. Für seine Nachfolge bewirbt sich der Deutsche Dominic Fritz, der zum Bürgermeister im westrumänischen Temeswar wiedergewählt wurde.

Der 40-jährige Fritz ist deutscher Staatsbürger, geboren und aufgewachsen im Schwarzwald. Der studierte Politikwissenschaftler hatte sich in Deutschland bei Bündnis90/Die Grünen engagiert, war zeitweise Mitarbeiter des Alt-Bundespräsidenten Horst Köhler und kam 2003 als Sozialarbeiter erstmals nach Rumänien.

In Rumänien stehen in diesem Herbst auch Präsidenten- und Parlamentswahlen bevor. Über ihre Strategien und Kandidaten dafür dürften die Parteien nun aufgrund ihrer Bewertung der Kommunalwahlergebnisse entscheiden.  © dpa

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