• Die Würfel in der CDU sind gefallen: Armin Laschet ist neuer Parteichef.
  • Er hat damit aber zunächst nur eine wichtige Wahl gewonnen. Die eigentliche Arbeit fängt erst an.
  • Und dann ist da noch Friedrich Merz.

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Am Ende will die CDU dann doch dem Mitte-Kurs von Kanzlerin Angela Merkel treu bleiben. So knapp die Wahl von Armin Laschet zum neuen CDU-Chef auf dem Online-Parteitag am Samstag auch war, umso grösser sind jetzt die Erwartungen an den Bergmanns-Sohn. Er muss verhindern, dass die CDU wie nach der Wahl seiner glücklosen Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer gespalten bleibt. Nur dann haben die Christdemokraten überhaupt Siegchancen im Superwahljahr 2021. Und genau hier muss Laschet schnell liefern und die Partei fit für den Wahlkampf machen.

Zu Beginn seiner Amtszeit wird aber erstmal weiter eine zentrale Personalfrage stehen: Mit CSU-Chef Markus Söder muss Laschet klären, wer von beiden das Kanzleramt für die Union verteidigen soll. Es geht um das Erbe Merkels, nach 15 Jahren Kanzlerschaft. Beiden Ministerpräsidenten dürfte es in der Corona-Krise gut passen, diese Frage erst im Frühjahr zu klären. Dann sind nicht nur die Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg durch, auch in der Pandemie ist dann hoffentlich das Schlimmste überstanden.

Laschet kann mit emotionaler Reder überzeugen

Es war wohl Laschets emotionale Rede ans Herz der CDU, mit der er die Mehrheit der 1.001 Delegierten Zuhause an den Computer-Bildschirmen überzeugt hat. Sein Amts- und Parteikollege Daniel Günther aus Schleswig-Holstein spricht später sogar von der "Rede seines Lebens". Gleich am Anfang streichelt Laschet die Seele der CDU, dankt Kramp-Karrenbauer, für die Merkel am Vorabend kein warmes Wort gefunden hatte. Laschet steht im Parteitagsstudio in Berlin, spricht die Delegierten immer wieder direkt an - ich bin einer von euch, ein Parteimensch durch und durch, soll das wohl heissen.

Laschet spannt in seiner Rede einen weiten Bogen von der Corona-Krise bis zu den Vorgängen am US-Kapitol. Dann kommt er zu seinem Schlüsselwort: Vertrauen. Er giesst seine Botschaft in die Geschichte seines Vaters. Erzählt von dessen Bergmannsmarke, die der Vater bis heute am Schlüsselbund trage, weil sie ihn immer an das unter Tage gelernte Vertrauen erinnere. Am Ende seiner nicht ganz 15 Minuten lange Rede tritt Laschet neben das Pult und zieht die kleine Erkennungsmarke aus der Hosentasche, zeigt sie in die Kamera. Die habe ihm sein Vater als Glücksbringer mitgegeben.

Merz-Rede kommt bei den Delegierten nicht wirklich an

Als Merz dann in die Kamera spricht, wirkt es ein wenig wie bei seinem Auftritt auf dem Parteitag 2018 in Hamburg - es hört sich teilweise an, als spreche da schon ein Kanzlerkandidat. Womöglich hätte seine Rede in einer voll besetzten Parteitagshalle für Applaus gesorgt, jetzt kommt sie bei vielen an den Bildschirmen aber nicht wirklich rüber. Selbst Merz-Fans unter den Delegierten meinen im Nachhinein, dessen "emotionslose Rede" sei ausschlaggebend für die Wahlpleite - und der Verweis auf die Töchter unglaubwürdig.

Nachdem sich Röttgen auf dem Parteitag als guter Verlierer präsentiert und ins Präsidium einzieht, überschlagen sich bei Merz die Ereignisse. Er habe Laschet angeboten, "in die jetzige Bundesregierung einzutreten und das Bundeswirtschaftsministerium zu übernehmen", verkündet Merz plötzlich bei Twitter. Die Antwort Merkels kommt prompt: "Die Bundeskanzlerin plant keine Regierungsumbildung", sagt ihr Regierungssprecher.

War das ein kluger Schachzug oder hat Merz in seiner Enttäuschung über die knappe Niederlage wie schon 2018 damit ein Eigentor geschossen? In Berlin fragt sich so mancher, ob der Sauerländer einen Keil zwischen Laschet und Merkel treiben wollte. Dass die Kanzlerin auf sein Angebot kaum eingehen würde, dürfte ihm klar gewesen sein - das Verhältnis gilt als zerrüttet. Und Wirtschaftsminister Peter Altmaier gehört zu ihren Vertrauten.

Laschet muss sich mit der CSU über K-Frage einigen

Während Laschet bei der Aufstellung der CDU nun als Parteichef das letzte Wort hat, muss er sich bei der wichtigen K-Frage mit der CSU in Bayern einigen. "Armin Laschet und ich werden, da bin ich ganz sicher, für alle weiteren Fragen, die mal anstehen, eine gemeinsame, kluge und geschlossene Lösung finden", sagt CSU-Chef Söder in seiner Heimatstadt Nürnberg in die Mikrofone.

Wie in den vergangenen Monaten meidet Söder eine klare Aussage zu seinen Ambitionen. Zur Erinnerung - seit Monaten sagt Söder immer wieder: "Mein Platz ist in Bayern." Damit lässt er sich alle Türen offen, eine Absage ist es nicht, eine Zusage aber auch nicht.

Zur Wahrheit gehört, dass eine Kanzlerkandidatur für Söder und die CSU aber auch viele Risiken bergen würde. Immerhin müsste Söder seine für die CSU auch immens wichtige Rolle als Ministerpräsident aufgeben, falls er Kanzler werden sollte. Damit - so fürchten viele in der CSU - könnte auch die Koalition in Bayern mit den gerne provozierenden Freien Wählern an Stabilität verlieren. "Am Ende hält der Markus hier den Laden zusammen", heisst es in der CSU.

So unklar Söders Ambitionen auch sind, zwei Aussagen von Laschet lassen die Christsozialen aufhorchen. Nachdem Laschet kurz nach seiner Wahl noch davon spricht, dass es ihm nun darum gehe, "dass die Union den nächsten Kanzler stellt", sagt er später: "Und auch die FDP wird nicht das Hauptziel haben, dass der nächste Kanzler wieder von der CDU gestellt wird." Also doch ein Kanzler von der CDU? Hat er sich doch schon entschieden?

Laschet und Merkel - wie wird das funktionieren?

Für einen erfolgreichen Wahlkampf der Union dürfte eine der wichtigsten Fragen sein, wie sich Laschet mit der überaus beliebten Kanzlerin versteht. Gerade zu Beginn der Corona-Krise hatte sich der NRW-Regierungschef immer mal wieder vom vorsichtigen Kurs Merkels abgegrenzt. Im Wahlkampf wird der neue CDU-Chef vor dem Problem stehen, wie er an der Seite einer national und international hoch geschätzten Kanzlerin sein eigenes Profil schärfen kann.

Die verzwickte Lage dürfte nur schwer lösbar sein, das wissen sie auch in der Führungsetage der CDU: Lässt Laschet zu grosse Nähe zur Amtsinhaberin erkennen, könnte die Frage aufkommen, warum nicht Merkel weitermachen solle, warnen manche. Grenze Laschet sich aber zu hart von der Kanzlerin ab, könne ihm und der CDU das angesichts von Merkels Höhenflügen bei den Beliebtheitsumfragen vielleicht sogar noch mehr schaden.

Laschet präsentiert auf dem Parteitag dabei einen gewissen Dualismus. Ausdrücklich lobt er die Regierungszeit der Kanzlerin. Doch niemand wähle die CDU für die Verdienste der Vergangenheit: "Weiter so erfolgreich sein, heisst eben nicht, alles so weitermachen wie bisher." Das Vertrauen, das Merkel geniesse, brauche die Partei - es werde einem nicht geschenkt oder vererbt, es könne auch nicht eben mal weitergegeben werden. "Dieses Vertrauen muss man sich erarbeiten", redet Laschet geradezu leidenschaftlich in die Kamera.

Die Frau, um die es da geht, übermittelt dem neuen Parteichef ihre Gratulation per Twitter. "Herzlichen Glückwunsch, lieber @ArminLaschet, zu Deiner Wahl zum CDU-Vorsitzenden. Ich freue (mich) auf unsere Zusammenarbeit", schreibt sie. (dpa/fra)

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