Die Niederlande machen einen weiteren Schritt in Richtung Legalisierung von Marihuana. In zwei Städten gibt es jetzt legal angebautes Gras.
Ein Experiment mit dem Verkauf legal angebauten Marihuanas hat am Freitag in den Niederlanden begonnen. Coffeeshops in den südlichen Städten Tilburg und Breda dürfen als erste die legal gezüchteten Drogen verkaufen. Dabei geht es zunächst um eine Testphase.
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Erster Coffeeshop verkauft legal angebautes Marihuana
Gesundheitsminister Ernst Kuipers sowie die Bürgermeister von Tilburg und Breda, Theo Weterings und Paul Depla, gaben im Coffeeshop De Baron in Breda am Morgen das Startsignal für das Experiment. "Durch die Regulierung des Verkaufs von Cannabis erhalten wir einen besseren Einblick in die Herkunft der Produkte und die Qualität", sagte der Minister. "Darüber hinaus können wir die Verbraucher besser über die Auswirkungen und Gesundheitsrisiken des Cannabiskonsums informieren." Tilburgs Bürgermeister sprach von einem "historischen Moment" und einem Schritt in Richtung der Legalisierung von Cannabis.
Cannabis wird aus der Hanfpflanze gewonnen. Diese wächst in fast allen Klimazonen und hat keine hohen Ansprüche. Neben dem Züchten von Pflanzen in den heimischen vier Wänden erfolgt in Europa der Anbau oft in Indoor-Anlagen, weil dort ein höherer Ernteertrag und Gehalt des berauschenden Wirkstoffs Tetrahydrocannabinol (THC) gelingt.
In den sogenannten Coffeeshops in den Niederlanden wird der Verkauf und Konsum kleiner Mengen Haschisch oder Marihuana zwar geduldet, doch Anbau und Grosshandel sind verboten. Daher sind die Coffeeshops bei der Beschaffung ihrer Vorräte auf illegale und oft kriminelle Grosshändler angewiesen.
Um diese Situation zu beenden, hatte die Regierung einem Experiment mit staatlich kontrolliertem Anbau von Marihuana zugestimmt. Zehn Kommunen sollen teilnehmen. Los geht es zunächst in zwei Städten. Vorerst drei Marihuana-Züchter beliefern dort Coffeeshops mit Ware, die sie unter staatlicher Aufsicht anbauen.
Zucht sowie Bevorratung der Coffeeshops unterliegen einer genauen Kontrolle. Während der maximal sechsmonatigen Testphase dürfen Coffeeshops bis zu 500 Gramm legal angebauten Cannabis vorrätig haben und ebenso viel aus illegalen Quellen. Am grundsätzlichen Kurs der Duldung, was den Verkauf von Cannabis angeht, wird während des Tests festgehalten.
Der Start des Experiments war mehrfach verschoben worden. Nach dem Experiment will die Regierung in Den Haag über die vollständige Legalisierung von Cannabis entscheiden.
Deutschland strebt ebenfalls liberalere Drogenpolitik an
Auch Deutschland will den Umgang mit Cannabis lockern. Bisher war der Anbau in privatem oder kommerziellem Rahmen verboten und wird nach dem Betäubungsmittelgesetz mit bis zu fünf Jahren Haft oder einer Geldstrafe geahndet. Das soll sich teilweise nach Plänen der Ampel-Regierung ab 1. April 2024 ändern.
Durch das Cannabisgesetz (CanG) wird dann ein Anbau im privaten Bereich möglich sein. Während für Erwachsene ab 18 Jahren im öffentlichen Raum der Besitz von 25 Gramm erlaubt werden, sind im privaten Bereich bis zu 50 Gramm aus Eigenanbau möglich. Erwachsene dürfen privat bis zu drei Pflanzen züchten. Zum 1. Juli 2024 sollen Cannabis-Clubs zum gemeinsamen Anbau möglich werden. Diese Erlaubnis werde auf "festgelegte jährliche Eigenanbau- und Weitergabemengen beschränkt", heisst es beim Bundesgesundheitsministerium. Der nötige Bundestagsbeschluss für die Vorhaben steht aber noch aus.
Dass trotz der Schritte hin zu einer Legalisierung von Cannabis Gesundheitsgefahren ausgehen, belegt eine Erhebung, welche die niederländische Statistikbehörde CBS am Donnerstag in Den Haag vorlegte. 40 Prozent der Cannabis-Konsumenten gaben demnach an, nicht gut zu schlafen. Von erwachsenen Drogenkonsumenten im Allgemeinen berichteten 35 Prozent über Schlafprobleme, unter Menschen ohne Drogenkonsum lag der Anteil demnach bei 23 Prozent. An der Erhebung beteiligt waren das nationale Institut für Volksgesundheit (RIVM) der Niederlande sowie das Trimbos-Institut für mentale Gesundheit.
Neben Schlafproblemen haben Drogenkonsumenten nach der Erhebung auch häufiger psychische Probleme als Nichtkonsumenten. So klagten 25 Prozent der Drogenkonsumenten über psychische Beschwerden im Vergleich zu 13 Prozent unter Nichtkonsumenten.
29 Prozent hatten Angstzustände im Vergleich zu 16 Prozent unter Nichtkonsumenten und 22 Prozent gaben an, unter Depressionen zu leiden. Bei Menschen ohne Drogenkonsum waren dies lediglich neun Prozent. Umgekehrt gäben Erwachsene mit psychischen Gesundheitsbeschwerden auch häufiger an, Drogen zu konsumieren, als diejenigen, die nicht unter diesen Beschwerden litten, teilte das CBS mit. (dpa/the)
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