Kurz vor dem zweiten Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine hat Lettlands Staatspräsident Edgars Rinkevics seine Eindrücke von vor Ort am Tag des Kriegsbeginns geteilt. Der Tageszeitung "Neatkariga Rita Avize" (Mittwoch) schilderte Rinkevics, der sich am 24. Februar 2022 als lettischer Aussenminister in Kiew aufgehalten hatte, seine damaligen Eindrücke. "Natürlich hatte man das Gefühl, dass etwas passieren würde. Es war klar, dass es zu einer russischen Aggression kommen würde", sagte Rinkevics.
Mitten in der Nacht sei bekannt gegeben worden, dass der Luftraum zunächst über Charkiw und einigen anderen ukrainischen Städten gesperrt werde. "Dann wurde plötzlich der gesamte ukrainische Luftraum gesperrt", erinnerte sich Rinkevics. An Schlafen sei nicht mehr viel zu denken gewesen. "Alle verfolgten das Geschehen in sozialen Netzwerken und im Fernsehen."
Gegen fünf Uhr ukrainischer Zeit sei die Rede von Russlands Präsident Wladimir Putins übertragen worden, während derer in der Ferne dumpfe Schläge zu hören gewesen seien. "Es war klar, dass das die ersten gegen das Land gerichteten Raketen waren", sagte Rinkevics. "Und dann begann ein ganz anderer Tag." Viele Menschen in Kiew seien einfach in ihre Autos gestiegen und fuhren in alle Richtungen aus der Stadt. "Es war eine ziemlich chaotische, schwierige Situation."
Rinkevics verfolgte nach eigenen Angaben das Geschehen zunächst weiter am Fernseher. "Du hörst ein dumpfes Geräusch, aber auf CNN hörst Du nichts. Mit einer Verzögerung von 30 Sekunden ist dann das gleiche dumpfe Geräusch im Fernsehen zu hören. Es war ein surreales Gefühl", sagte Rinkevics.
Später sei er in Sicherheit gebracht geworden. "Die Fahrt von Kiew bis zur Grenze dauerte 12 Stunden – durch alle Staus und auf der Gegenspur", erzählte er. Auf der Frage, wie er sich selbst zum Zeitpunkt des Kriegsbeginns fühlte, sagte Rinkevics: "Um ehrlich zu sein, gab es in diesem Moment keine besonderen Gefühle. Du musstest einfach damit anfangen, das zu tun, was Du tun musst". © dpa
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