Inmitten zunehmender Spannungen aufgrund einer schweren Wirtschaftskrise hat der Libanon Dutzende syrische Flüchtlinge in das benachbarte Bürgerkriegsland abgeschoben.

Mehr aktuelle News

Die Armee habe in den vergangenen zwei Wochen mehr als 50 Syrer aus dem Libanon abgeschoben, sagte ein anonymer Armeevertreter gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Einem anderen Sicherheitsbeamten zufolge wurden Dutzende von Syrern ausgewiesen. Sicherheits- und humanitäre Kreise bestätigten die Angaben.

Demnach ging der Nachrichtendienst der libanesischen Armee gegen Syrer ohne gültige Papiere vor, verhaftete sie und übergab sie an Grenzbeamte, die sie dann aus dem Libanon auswiesen. Die "Gewahrsamszentren" der Armee seien voll, andere Sicherheitsbehörden hätten sich geweigert, die festgenommenen Flüchtlinge aufzunehmen, sagte der Armee-Mitarbeiter der AFP. "Daher musste die Armee diese Massnahme ergreifen und sie ausserhalb der libanesischen Grenzen unterbringen", fügte er hinzu.

Eine humanitäre Quelle erklärte gegenüber der AFP, sie habe seit Anfang April vermehrte Razzien der Armee in syrischen Gemeinden in Beirut und anderen Gegenden festgestellt. Etwa 450 Syrer seien verhaftet worden, und mindestens 66 hätten ihre Abschiebung bestätigt. Demnach erfolgten seit Jahresbeginn bislang mindestens fünf Razzien.

Der Libanon befindet sich seit 2019 in einer schweren Wirtschaftskrise. Die Armut hat stark zugenommen, Flüchtlinge aus dem Nachbarland Syrien sind besonders davon betroffen.

Seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien 2011 sind hunderttausende Syrer in den Libanon geflohen. Die UNO hat knapp 830.000 Flüchtlinge im Libanon registriert, die Regierung beziffert die Zahl der Flüchtlinge auf rund zwei Millionen. Die libanesischen Behörden dringen seit Langem auf deren Rückkehr in ihre Heimat.  © AFP

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.