Im Gespräch für höhere Aufgaben sind die Linke-Politikerinnen Wissler und Hennig-Wellsow schon länger, jetzt haben sie ihren Hut in den Ring geworfen. Ob es noch vor dem Parteitag "tragfähige Lösungen" gibt, wie sich Fraktionschef Bartsch wünscht, ist aber noch offen.
Die hessische Fraktionsvorsitzende
Wenige Stunden später gab Hennig-Wellsow dann in Erfurt ihre Kandidatur bekannt und machte dabei klar, dass sie zusammen mit der hessischen Fraktionsvorsitzenden Janine Wissler eine weibliche Doppelspitze bilden wolle. Die für ihre burschikose Art bekannte Thüringer Landes- und Fraktionschefin sagte: "Ich hab da echt Bock drauf." Sie wolle das Potenzial, das die Linke habe, heben und "aus der etwas verschlafenen Partei" eine Partei machen, "die den Aufbruch will".
Kipping und Riexinger ziehen sich aus Linken-Spitze zurück
Die bisherige Doppelspitze der Partei,
Die beiden neuen Anwärterinnen sind wie Kipping weder dem Flügel der linken Fundamentalisten noch den gemässigten Reformern zuzurechnen. Das könnte die Chancen eines Teams Wissler/Hennig-Wellsow vielleicht schmälern. Die Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Amira Mohamed Ali, sagte nach der Fraktionsklausur am Freitag in Potsdam: "Ich bin der Meinung, die Parteivorsitzenden, die müssen das gesamte Spektrum der Partei auch abdecken und entsprechend auch ansprechen - und das wäre mir wichtig." Der Co-Fraktionsvorsitzende
Hennig-Wellsow war früher Profi-Eisschnellläuferin
Doch da ist auch noch die Frage, wer mit wem gut zusammenarbeiten kann und möchte. Schliesslich weiss man in der Partei aus Erfahrung, wie lähmend Rivalitäten, die über Jahre verbissen gepflegt werden, sein können. So war etwa Kipping als Parteichefin über Jahre umstritten. Sie lieferte sich harte Auseinandersetzungen mit der Parteilinken Sahra Wagenknecht. Die trat 2019 nach zermürbenden innerparteilichen Auseinandersetzungen unter Hinweis auf Stress und ihre Gesundheit als Fraktionschefin ab und wurde von Mohamed Ali abgelöst.
Hennig-Wellsow ist frühere Profi-Eisschnellläuferin und gilt als führungsstarke Pragmatikerin. Dass sie teamfähig ist, hat sie in Erfurt in den vergangenen Jahren an der Seite des Thüringer Ministerpräsidenten
Linke will zehn Prozent bei Bundestagswahl holen
Das neue Spitzenduo wird die Partei in die nächste Bundestagswahl führen, bei der es für die Linke auch um die Frage gehen wird, ob sie im Fall einer Mehrheit von SPD, Linken und Grünen zu einer gemeinsamen Regierungsbildung bereit wäre. Fragen zu möglichen Koalitionen liess Bartsch am Freitag in Potsdam unbeantwortet. Er sagte, er wünsche sich, dass man im Vorfeld des Parteitages in Personalfragen zu "tragfähigen Lösungen" kommen werde. Sein vorrangiges Ziel sei es, dass die Linke mindestens zehn Prozent der Wählerstimmen erhält. Dafür wolle man sich im Wahlkampf als "die Sozialstaatspartei für Deutschland" positionieren. Aktuell liegt die Linkspartei in Umfragen bei rund acht Prozent.
Der Rückzug des derzeitigen Spitzenduos kam nicht überraschend. Laut Satzung soll kein Parteiamt länger als acht Jahre ausgeübt werden. Kipping (42) und Riexinger (64) hatten die Parteiführung 2012 übernommen. (mt/dpa)
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