- Grossbritanniens neue Premierministerin Liz Truss setzt ein Zeichen: Für die wichtigsten Ministerposten hat sie nicht einen weissen Mann ausgewählt.
- Aussenminister James Cleverly und Finanzminister Kwasi Kwarteng sind Schwarze, Innenministerin Suella Braverman hat einen indischen Migrationshintergrund.
- Politisch sind alle erzkonservativ – und damit ganz auf Truss' Linie.
Für die Besetzung der drei wichtigsten Ministerposten in der britischen Regierung hat die neue Premierministerin Liz Truss viel Lob erhalten. Sogar die oppositionelle Labour-Party zollte einen gewissen Respekt – weil die Regierungsspitze sich durch Diversität auszeichnet. Erstmals in der britischen Geschichte befindet sich kein weisser Mann auf den Top-Positionen.
Innenministerin Suella Braverman
Die frischgekürte Innenministerin hat sich durch ihre Angriffe auf die als "woke" bezeichnete neue Sensibilität im Umgang mit Rassismus und anderen Formen von Diskriminierung hervorgetan. Erst vor einem Jahr war die 42-Jährige zur Generalstaatsanwältin ernannt worden. Vor ihrem Einzug ins britische Unterhaus im Jahr 2015 war sie als Anwältin tätig gewesen.
Braverman, deren Eltern indischer Herkunft in den 1960er Jahren aus Mauritius und Kenia nach England eingewandert waren, war eine der ersten, die sich nach der Rücktrittsankündigung von Ex-Premier
Das britische Empire nannte Braverman einst eine "Kraft für das Gute". Anlässlich der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energiekrise forderte sie, die "alles verzehrende Sehnsucht" nach Klimaneutralität bis 2050 zu unterdrücken.
Im neuen Job wird Braverman ihr in Cambridge und an der Sorbonne erworbenes juristisches Wissen unter anderem dafür einsetzen müssen, die geplante Abschiebung von Migranten aus Grossbritannien nach Ruanda gegen die Einwände europäischer Gerichte durchzusetzen.
Aussenminister James Cleverly
Der neue Aussenminister ist ausserhalb des Londoner Regierungsbezirks kaum bekannt. Bevor er 2015 Abgeordneter im Unterhaus wurde, hatte er dem Londoner Stadtrat angehört – wo er sich mit dem damaligen Bürgermeister und späteren Premier Boris Johnson verbündete. Wie Johnson warb Cleverly vor dem Brexit-Referendum 2016 für den Austritt aus der EU.
Vor seiner politischen Karriere hatte der gebürtige Londoner mit Wirtschaftsabschluss Zeitungs- und Online-Veröffentlichungen für Unternehmer und kleine Firmen betreut. Seit 1991 ist Cleverly Reservist im Range eines Oberstleutnants beim britischen Heer.
2019 arbeitete Cleverly für das Brexit-Ministerium. Nach dem Rücktritt von Premierministerin Theresa May bewarb er sich um deren Nachfolge, zog seine Kandidatur aber mangels Unterstützung später zurück. 2020 wurde er Staatssekretär im Aussenministerium. Die letzten zwei chaotischen Monate der Regierung Johnson war er Bildungsminister.
Die Beförderung des 53-Jährigen zum Chefdiplomaten wird nicht zuletzt als Belohnung für seine Unterstützung von
Finanzminister Kwasi Kwarteng
Der neue Finanzminister ist ein enger Freund von Truss. Der 47-Jährige gilt als ultraliberaler Anhänger freier Marktwirtschaft und niedriger Steuern. 2012 schrieb der Sohn ghanaischer Einwanderer zusammen mit Truss und anderen Tory-Abgeordneten ein Buch namens "Britannia Unchained", in dem britische Arbeiter zu den "schlimmsten Faulenzern der Welt" gezählt werden.
Wie Braverman und Cleverly ist Kwarteng ein glühender Brexit-Befürworter. Als Energieminister unter Johnson wurde er von Umweltgruppen für seinen Vorschlag kritisiert, Grossbritannien solle wegen des Ukraine-Kriegs weiter in Ölbohrungen in der Nordsee investieren.
Der gebürtige Londoner Kwarteng, Sohn eines Volkswirtes und einer Anwältin, besuchte mit einem Stipendium die Elite-Schule Eton und studierte später in Cambridge und Harvard. Bevor der Volkswirt und Historiker 2010 als Tory-Abgeordneter ins Parlament gewählt wurde, arbeitete er als Finanzanalyst und Zeitungskolumnist.
Zusammen mit Truss wird Karteng vor allem Antworten auf die rasende Inflation in Grossbritannien finden müssen. Details eines Entlastungspakets werden noch für diese Woche erwartet, bevor Kwarteng seinen Nothaushalt im Parlament vorstellt. (afp/mcf)
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