Emmanuel Macron drückt bei der Libanon-Hilfe aufs Tempo. Nur wenige Tage nach der Explosion in Beirut bringt Frankreichs Staatschef internationale Topverantwortliche zusammen - unter ihnen ist auch sein streitbarer Kollege aus dem Weissen Haus.

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Bei der internationalen Geberkonferenz für den krisengeschüttelten Libanon sind 252,7 Millionen Euro Soforthilfe zusammengekommen. Das berichteten Kreise des französischen Präsidialamtes am Sonntag in Paris nach einer Videoschalte, an der auch US-Präsident Donald Trump teilnahm. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron leitete gemeinsam mit den Vereinten Nationen (UN) das rund zweieinhalbstündige Treffen.

Bundesaussenminister Heiko Maas (SPD) hatte zuvor im ZDF von über 200 Millionen Euro Hilfe gesprochen. "Deutschland alleine wird sich mit 20 Millionen Euro zusätzlich beteiligen, um die grösste Not zu lindern, die es zurzeit in Beirut gibt", sagte Maas dem Sender. Es sei überwältigend gewesen, wie viele Staaten sich beteiligt hätten. Frankreich trägt 30 Millionen Euro Hilfe.

Die Staaten und Organisationen übertrafen fünf Tage nach der Beiruter Explosionskatastrophe mit über 150 Toten mit ihren Zusagen die Vorgaben der UN. Diese halten eine internationale Nothilfe im Umfang von 116,9 Millionen US-Dollar (rund 99 Millionen Euro) für nötig. Es geht dabei um medizinische Versorgung, Nahrungsmittelhilfe oder Unterkunft für die schwer getroffene Bevölkerung. Es gibt nach Schätzungen rund 300.000 obdachlose Menschen in Beirut.

"Die Zukunft des Libanons wird jetzt entschieden"

Es nahmen Vertreter von mindestens 36 Staaten und Organisationen teil, unter ihnen waren laut Élyséepalast mehrere europäische Regierungschefs wie der Italiener Guiseppe Conte. Auch der jordanische König Abdullah II. nahm teil. Deutschland wurde durch Maas vertreten. "In diesen schrecklichen Zeiten ist der Libanon nicht allein", heisst es in der Abschlusserklärung.

"Die Zukunft des Libanons wird jetzt entschieden", erklärte Macron. Er appellierte an die Verantwortlichen in Beirut, auf die Hoffnungen zu antworten, die das libanesische Volk auf den Strassen ausdrücke. "Das libanesische Volk ist frei, stolz und eigenständig", sagte Macron in seiner emotionalen Rede.

Es müsse aber alles getan werden, um Gewalt und Chaos zu verhindern. Macron sprach von - nicht genauer bezeichneten - "Mächten", die ein Interesse an Spaltung und Chaos hätten. Bei den Protesten in Beirut war es am Wochenende auch zu Gewalt gekommen.

Trump sagte dem Libanon weitere Unterstützung zu - ein konkreter Betrag blieb aber zunächst offen. Trump habe betont, die USA stünden bereit und seien willens, "dem libanesischen Volk zu helfen", erklärte das Weisse Haus. Die USA wollten bei der Koordinierung ihrer Hilfen eng mit anderen Staaten zusammenarbeiten.

Trump habe eine gründliche und transparente Untersuchung der Explosionskatastrophe gefordert. Die USA stünden bereit, dem Libanon dabei zu helfen. Trump habe auch Stabilität gefordert, gleichzeitig aber "die legitimen Rufe friedlicher Demonstranten nach Transparenz, Reform und Rechenschaftspflicht" anerkannt. Die USA sagten dem Libanon bislang 17 Millionen US-Dollar Katastrophenhilfe zu.

Politische Reformen im Gegenzug

Der Internationale Währungsfonds (IWF) will dem Libanon mit einem Rettungspaket helfen, verlangt dafür aber eine politische Einigung auf umfassende Reformen. Die Finanzorganisation sei bereit, ihre Bemühungen zu verdoppeln, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa in der Schalte.

Die EU kündigte an, ihre Nothilfe auf 63 Millionen Euro aufzustocken. Davon unabhängig hatte Aussenminister Maas vorab ein deutsches Soforthilfepaket im Umfang von zehn Millionen Euro angekündigt. "Die Menschen in Beirut brauchen unsere Hilfe und sie brauchen Anlass zur Hoffnung", erklärte der SPD-Politiker der "Bild am Sonntag".

Macron hatte am Donnerstag bereits bei einem Besuch in der libanesischen Hauptstadt internationale Hilfe in Aussicht gestellt. Bei der Geberkonferenz erneuerte er seine Forderungen nach Reformen im Zedernstaat und nach einer unabhängigen Untersuchung der Katastrophenursache. Auch Israel, das nicht bei der Konferenz vertreten war, wolle helfen, ebenso wie die Türkei, sagte Macron. Bei der Explosion am Dienstag waren über 6000 Menschen verletzt worden.

Mahnende Worte aus dem Vatikan

Auch Papst Franziskus forderte internationale Hilfe für den Libanon. "Die Katastrophe vom vergangenen Dienstag erfordert von allen, angefangen bei den Libanesen, eine Zusammenarbeit für das Gemeinwohl dieses geliebten Landes", sagte das Kirchenoberhaupt nach dem Angelus-Gebet zu Besuchern auf dem Petersplatz in Rom. "Ich erneuere meinen Appell an die internationale Gemeinschaft für eine grosszügige Hilfe."

Frankreich richtete nach eigenen Angaben eine Luftbrücke ein. Bisher brachten den Angaben nach acht Flugzeuge Katastrophenhelfer und Hilfsgüter in den Libanon. Es werden auch zwei Schiffe, darunter ein Kriegsschiff, vom Mittelmeerhafen Toulon aus in Bewegung gesetzt, die unter anderem Nahrungsmittel transportieren. (best/dpa)

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