Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat chinesischen Studierenden eine "kritische Geisteshaltung" ans Herz gelegt. "Das ermöglicht Ihnen, Wahres von Falschem zu unterscheiden, Dinge in ihrem Kontext zu betrachten und Abstand zu wahren", sagte Macron am Freitag in einer Universität in der südchinesischen Provinz Kanton - was als diskrete Kritik an den streng kontrollierten chinesischen Staatsmedien aufgefasst werden konnte.
Macron wendet sich an Studierende
Erneut betonte Macron die chinesische Rolle bei einer Suche nach einer Friedenslösung für die Ukraine. "Die internationale Ordnung ist heute brüchig, und China und Frankreich haben eine Verantwortung, sie zu bewahren und sie zugleich neu zu erfinden", sagte Macron vor den Studierenden, die den französischen Präsidenten wie einen Rockstar empfingen.
Russland habe sich entschlossen, die Ukraine "zu kolonisieren", sagte Macron, und dies unter Missachtung aller Regeln. "Dieser Krieg ist eine Verletzung des Völkerrechts", betonte Macron vor den jungen Chinesinnen und Chinesen. Am Vortag hatte er seinem Amtskollegen Xi Jinping ins Gewissen geredet, dass er auf ihn zähle, "um Russland zur Vernunft zu bringen".
Erneutes Treffen mi Xi
Der kritische Geist seines Publikums war offenbar nicht ausgeprägt genug, um es zu politischen oder kritischen Fragen zu motivieren. Drei Studenten erkundigten sich in nahezu perfektem Französisch unter anderem nach den Eigenschaften, die einen guten Schüler ausmachen und nach dem Einsatz künstlicher Intelligenz.
Macron traf anschliessend erneut mit Xi und danach mit chinesischen Investoren zusammen. Sein dreitägiger Staatsbesuch stand in erster Linie im Zeichen des Ukraine-Kriegs, weswegen er auch ein Dreiertreffen mit EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen initiiert hatte. Der Empfang von Macron fiel allerdings deutlich freundlicher aus als der der EU-Kommissionschefin.
Das lag nicht zuletzt daran, dass Macron auch als Handlungsreisender ins Land kam. In seiner Delegation waren mehr als 50 Unternehmerinnen und Unternehmer, von denen einige bedeutende Wirtschaftsabkommen unterzeichneten.
So will der europäische Flugzeugbauer Airbus seine Produktion in China verdoppeln. Der Energiekonzern EDF beteiligt sich an einem Offshore-Windpark in Jiangsu, Alstom am Bau einer weiteren U-Bahn. Zudem soll im kommenden Jahr der französisch-chinesische Tourismus wieder angekurbelt werden, der vor der Pandemie etwa 3,5 Milliarden Euro nach Frankreich gebracht hatte. © AFP
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