Zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine befürchtet der ukrainische Botschafter in Berlin, Oleksii Makeiev, dass sein Land noch weitere Gräueltaten entdeckt. "Der Krieg dauert eigentlich zehn Jahre. Da können sie sich vorstellen, was für Gräueltaten wir noch entdecken werden, nachdem wir die von Russland besetzten Gebiete befreien und wie viele Butschas wir noch feststellen müssen", sagte er am Freitag im Deutschlandfunk. Die Ukraine habe schon jetzt mehr als 120 000 Fälle von mutmasslichen Kriegsverbrechen registriert, die man nun untersuchen müsse.
Die Ukraine verteidigt sich seit zwei Jahren gegen eine russische Invasion. Kämpfe gibt es im Osten des Landes seit 2014, nachdem sich von Moskau unterstützte Separatisten in den Gebieten Luhansk und Donezk von Kiew lossagten.
Man sei noch immer in einem der brutalsten Kriege, die Russland gestartet hat, betonte der Botschafter. "Wir sind immer noch in der Phase, in der jeden Tag leider viele, viele Soldatinnen und Soldaten ihr Leben opfern - und in der leider auch Zivilisten getötet werden."
Der deutschen Bundesregierung dankte er für die bisherige Unterstützung: Deutsche Waffen hätten von Anfang an ukrainische Leben gerettet, sagte Makeiev. Das von Deutschland gelieferte Luftabwehrsystem Iris-T etwa sei der Grund dafür, dass viele seiner Freunde oder auch seine Mutter in Kiew noch lebten.
Angesprochen darauf, ob er Angst vor Wahlsiegen der AfD in Deutschland habe, sagte Makeiev es mache ihm Sorgen, dass einige Parteien rechts und links auch im Bundestag "das in der russischen Botschaft geschriebene von der Tribüne des Bundestags" veröffentlichten und es von diesen keine Aufrufe an Russland gäbe, den Krieg zu stoppen. Auch mit Blick auf die Politik des neu gegründeten Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW), das eine sanftere Russlandpolitik will, zeigte sich der Botschafter besorgt: "Das ist Verleugnung von Kriegsverbrechen und Relativierung von dem, was Russland uns angetan hat." © dpa
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