Seit rund 20 Jahren gibt es die Todesstrafe im Irak wieder. Nun ist laut Menschenrechtlern erstmals seit Jahren wieder eine Massenexekution in dem Land durchgeführt worden.
Erstmals seit Jahren hat es in einem Gefängnis im Irak laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wieder eine Massenhinrichtung gegeben. Dabei seien im berüchtigten Gefängnis Nasirijah Ende Dezember an einem Morgen 13 Männer hingerichtet worden, teilte HRW am Mittwoch mit. Mindestens 150 weiteren Gefangenen drohe die Hinrichtung ohne Vorwarnung, wenn Präsident Abdul Latif Raschid ihre Todesurteile bestätige.
Vor der Hinrichtung seien weder die Verurteilten noch ihre Angehörigen benachrichtigt worden, erklärte HRW unter Berufung auf den Anwalt eines Gefangenen. Eines Abends seien die 13 Männer im Gefängnis über Lautsprecher ausgerufen, aus ihren Zellen geholt und am nächsten Morgen exekutiert worden. Sie hätten vorher weder ihre Familien noch ihre Anwälte anrufen dürfen.
Irak: Schätzungsweise rund 8.000 Menschen im Todestrakt
Im Irak wurde die Todesstrafe im Jahr 2004 wieder eingeführt. Seitdem wurden Hunderte Menschen exekutiert. Die irakische Regierung argumentierte dabei unter anderem, die Todesstrafe sei notwendig wegen der schlechten Sicherheitslage im Land und als Abschreckung gegen Terroristen. Derzeit sollen schätzungsweise 8.000 Gefangene im Todestrakt sitzen. Das Gefängnis in Nasirijah, das als einziges im Land Hinrichtungen vollstreckt, ist dabei bekannt als "Der Wal", weil es Menschen gewissermassen verschluckt und nicht mehr ausspuckt.
2017 wurden HRW zufolge bei einer Exekution 41 und innerhalb von drei Monaten weitere 38 Menschen hingerichtet. Die letzte Massenhinrichtung habe es Ende 2020 gegeben, mit der Exekution von 21 Männern. Die Zahl der Todesurteile und Hinrichtungen sei seitdem zurückgegangen - bis zu den neuen Exekutionen vor wenigen Wochen. Sarah Sanbar, Irak-Expertin bei HRW, sprach von einer "entsetzlichen Entwicklung". (dpa/thp) © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.