Über ein halbes Jahrhundert nach Unterzeichung des Élysée-Vertrages erneuern Frankreich und Deutschland in Aachen ihre historische Freundschaft. Angela Merkel und Emmanuel Macron setzen ihre Unterschrift unter ein Dokument, das ein starkes Signal auch über Europas Grenzen hinweg aussenden soll.
Exakt 56 Jahre nach Unterzeichnung des Élysée-Vertrages haben Deutschland und Frankreich einen neuen Freundschaftspakt besiegelt.
Im Krönungssaal des historischen Aachener Rathauses setzten Bundeskanzlerin
Am 22. Januar 1963 hatten in Paris der damalige Kanzler
Vertrag regelt Zusammenarbeit der Staaten
Der "Vertrag von Aachen" legt fest, dass Deutschland und Frankreich ihre Zusammenarbeit unter anderem in der Europapolitik verstärken und sich für eine gemeinsame Aussen- und Sicherheitspolitik einsetzen wollen.
Ausserdem soll die Integration der beiden Volkswirtschaften vertieft werden. Schulabschlüsse sollen gegenseitig anerkannt werden, ausserdem ist geplant, deutsch-französische Studiengänge zu schaffen.
Die wichtigsten Punkte des Vertrags:
Ausgangsbasis: Für Frankreich und Deutschland ist es an der Zeit, "ihre bilateralen Beziehungen auf eine neue Stufe zu heben und sich auf die Herausforderungen vorzubereiten, vor denen beide Staaten und Europa im 21. Jahrhundert stehen". Dies gehe einher mit dem "festen Bekenntnis zu einer internationalen, regelbasierten und auf Multilateralismus gründenden Ordnung, in deren Zentrum die Vereinten Nationen stehen".
Europa: "Beide Staaten vertiefen ihre Zusammenarbeit in der Europapolitik. Sie setzen sich für eine wirksame und starke Gemeinsame Aussen- und Sicherheitspolitik ein und stärken und vertiefen die Wirtschafts- und Währungsunion." (...) "Beide Staaten halten vor grossen europäischen Treffen regelmässig Konsultationen auf allen Ebenen ab und bemühen sich so, gemeinsame Standpunkte herzustellen (...)."
Beistandspflicht: Beide Seiten nähern ihre Sicherheits- und Verteidigungspolitik zunehmend an und stärken so auch die Systeme kollektiver Sicherheit, denen sie angehören.
"Sie leisten einander im Falle eines bewaffneten Angriffs auf ihre Hoheitsgebiete jede in ihrer Macht stehende Hilfe und Unterstützung; dies schliesst militärische Mittel ein." (...) "Beide Staaten richten den Deutsch-Französischen Verteidigungs- und Sicherheitsrat als politisches Steuerungsorgan für diese beiderseitigen Verpflichtungen ein. Dieser Rat wird regelmässig auf höchster Ebene zusammentreten."
Kampf gegen Terrorismus und Kriminalität
Innere Sicherheit: Beide Staaten verstärken ihre Zusammenarbeit "bei der Bekämpfung des Terrorismus und der organisierten Kriminalität sowie im Bereich der Justiz, der Nachrichtendienste und der Polizei".
Sicherheitsrat: "Die Aufnahme der Bundesrepublik Deutschland als ständiges Mitglied des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen ist eine Priorität der deutsch-französischen Diplomatie."
Bildung: Die Bildungssysteme sollen enger zusammengeführt werden - durch die Förderung des Erwerbs der Partnersprache, die gegenseitige Anerkennung von Schulabschlüssen sowie die Schaffung von integrierten deutsch-französischen dualen Studiengängen.
Grenzregionen: Bestehende Hindernisse für grenzüberschreitende Vorhaben sollen beseitigt werden - "insbesondere in den Bereichen Wirtschaft, Soziales, Umwelt, Gesundheit, Energie und Transport". (...)
"Beide Staaten werden die grenzüberschreitende Mobilität erleichtern, indem sie die zwischen ihnen bestehenden digitalen und physischen Netze, unter anderem die Eisenbahn- und Strassenverbindungen, besser miteinander verknüpfen."
Harmonisierung im deutsch-französischen Wirtschaftsraum
Umwelt und Klima: Die Umsetzung des Pariser Abkommens zum Klimaschutz von 2015 und der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen soll vorangetrieben werden. Beide Staaten "stellen die Berücksichtigung des Klimaschutzes in allen Politikbereichen sicher".
Wirtschaft: Die Integration der Volkswirtschaften hin zu einem deutsch-französischen Wirtschaftsraum mit gemeinsamen Regeln soll vertieft, die Harmonisierung des Wirtschaftsrechts vorangebracht werden.
"Beide Staaten richten einen deutsch-französischen "Rat der Wirtschaftsexperten" ein, der sich aus zehn unabhängigen Fachleuten zusammensetzt". Gemeinsame Forschungs- und Innovationsprogramme sollen gefördert werden. (dh/dpa)
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