Es geht um eine "Menschheitsaufgabe", wie Angela Merkel den Kampf gegen die Klimakrise nennt. Doch Greta Thunberg liest der Kanzlerin und den anderen Staats- und Regierungschefs in New York die Leviten. Ob das etwas verändert?
In einer hoch emotionalen Wutrede beim Klimagipfel in New York hat die Aktivistin
Im Publikum sass auch Bundeskanzlerin
70 Länder erklärten sich beim Gipfel zu neuen, konkreten Anstrengungen gegen die Erderwärmung bereit. 66 von 193 Mitgliedern der Vereinten Nationen verpflichteten sich, bis 2050 klimaneutral zu werden, also unter dem Strich keine Treibhausgase mehr zu produzieren. Auch Deutschland zählt zu diesen Ländern. 102 Städte, zehn Regionen und 93 Konzerne schlossen sich diesem Ziel an.
Weiteres starkes Signal: Russland trat am Montag per Regierungsverfügung dem Klimaschutzabkommen von Paris offiziell bei. Unklar blieb aber, wie die Regierung den Ausstoss des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 reduzieren will. Die Rohstoffgrossmacht, die vor allem von ihren Gas- und Ölressourcen lebt, gehört zu Ländern mit dem höchsten Ausstoss von Kohlendioxid.
Überraschungsgast Trump
Überraschend nahm auch US-Präsident
Trump gilt als mächtigster Bremser beim Kampf gegen den Klimawandel. Nach seinem Amtsantritt hatte er den Ausstieg aus dem zentralen Pariser UN-Klimaabkommen verkündet - und das als Staatschef des Landes mit dem zweithöchsten Ausstoss von klimaschädlichen Gasen.
Thunberg warf den Politikern vor, sie seien immer noch nicht reif genug zu sagen, wie ernst die Lage sei. "Wie könnt Ihr es wagen zu glauben, dass man das lösen kann, indem man so weiter macht wie bislang - und mit ein paar technischen Lösungsansätzen?", fragte sie. "Wir stehen am Anfang eines Massenaussterbens und alles, worüber Ihr reden könnt, ist Geld und die Märchen von einem für immer anhaltenden wirtschaftlichen Wachstum."
Thunberg ist die Initiatorin der Jugendbewegung "Fridays for Future", die vergangene Woche weltweit Millionen Menschen zu einem Klima-Streik auf die Strasse gebracht hat. Zusammen mit 15 weiteren Kindern und Jugendlichen aus zwölf Ländern reichte sie am Montag eine Beschwerde beim Kinderrechtsausschuss der Vereinten Nationen ein. Darin werfen sie den UN-Mitgliedsstaaten vor, nicht genug gegen den Klimawandel zu unternehmen und damit gegen die vor 30 Jahre verabschiedete UN-Kinderrechtskonvention zu verstossen.
Merkel gehörte bei dem Gipfel zu den ersten Rednern. "Die Industriestaaten sind die Verursacher dieser Erderwärmung", sagte sie. Die Entwicklungsländer seien dagegen die Hauptleidtragenden. "Deshalb haben wir als Vertreter der Industrieländer die Pflicht, Innovation, Technologie und Geld einzusetzen, um die Wege zu ebnen, um die Erderwärmung zu stoppen."
Auch UN-Generalsekretär António Guterres rief eindringlich zum Kampf gegen die schnell voranschreitende Erderwärmung auf. "Wenn wir nicht dringend unseren Lebensstil ändern, setzen wir das Leben selbst aufs Spiel", sagte er. Das Rennen gegen den Klimawandel könne gewonnen werden. "Die Zeit ist knapp, aber es ist noch nicht zu spät."
Botschaft vom Papst
Guterres hatte den Gipfel einberufen, um die Dringlichkeit des Kampfes gegen den Klimawandel zu verdeutlichen. Die Welt hinkt weit hinter den Zielen des Pariser Abkommens von 2015 hinterher. Ziel ist es, die Erderhitzung auf deutlich unter 2 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, möglichst auf 1,5 Grad. Wenn man alles zusammennimmt, was die Staaten bisher zugesagt haben, steuert der Planet aber mit hoher Wahrscheinlichkeit auf rund 3 Grad zu. Das hat katastrophale Folgen, die jetzt schon in vielen Weltregionen sehr deutlich zu spüren sind, zum Beispiel durch den steigenden Meeresspiegel und die Zunahme extremer Wetterphänomene wie Wirbelstürme.
Rederecht erhielten bei dem Gipfel nur Länder mit konkreten Plänen, darunter grosse Wirtschaftsmächte wie Deutschland, Frankreich, Indien oder die Türkei. Aber auch kleine Staaten, die wenig für den Klimawandel können, aber besonders stark unter ihm leiden, erhielten das Wort: die Marshallinseln, die Seychellen, Jamaika oder auch Tonga standen auf der Liste. Neben den USA erhielten Klimasünder wie Brasilien, Südkorea, Japan, Saudi-Arabien und Australien kein Rederecht.
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