Der Rücktritt von Mesut Özil hat eine landesweite Rassismus-Debatte ausgelöst. Unter dem Hashtag #MeTwo melden sich nun tausende Menschen zu Wort die in der Vergangenheit diskriminiert oder angefeindet wurden.

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Mesut Özils Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft hat zu einer breiten gesellschaftlichen Diskussion geführt. Vor allem über die Rassismuserfahrungen, die der Fussballer in seinem Rücktrittschreiben schilderte, ist in den vergangenen Tagen viel gesprochen worden.

Auch an den sozialen Netzwerken ist die Debatte nicht spurlos vorübergegangen. Besonders deutlich zu sehen sind deren Auswirkungen seit Mittwoch unter dem Twitter-Hashtag #MeTwo. Ins Leben gerufen wurde dieser von dem Nutzer Ali Can.

Der 25-Jährige Sozialaktivist und Autor bezeichnete den Hashtag als "'MeToo'-Debatte für Menschen mit Migrationshintergrund". Ausgelöst durch den Skandal um den Filmproduzenten Harvey Weinstein, hatten 2017 unter dem Schlagwort "MeToo" zahlreiche Frauen von sexueller Belästigung berichtet.

In Anlehnung an die intensiv geführte Sexismus-Debatte, schildern tausende Menschen nun unter "MeTwo" ihre persönlichen Erfahrungen mit Rassismus im Alltag.

MeTwo: Mehr als nur eine Identität

Den Begriff "MeTwo" hat Can gewählt, weil er mehr sei "als nur eine Identität". In einem auf Twitter veröffentlichten Video erklärte er: "Ich fühle mich in Deutschland zu Hause, habe hier Freunde, gehe hier arbeiten. Und gleichzeitig kann ich mich auch zu einer anderen Kultur oder zu einem anderen Land verbunden fühlen."

Laut Can würden diese beiden Seiten von ihm miteinander verschmelzen und stünden nicht im Widerspruch zueinander.

Nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur (dpa) wurden mittlerweile über 150.000 Posts unter dem Hashtag veröffentlicht.

Auch prominente Persönlichkeiten beteiligen sich an der MeTwo-Debatte. So berichtete der Grünen-Politiker Cem Özdemir beispielsweise von einem Erlebnis in der vierten Klasse.

Rassismus in Deutschland: Nicht bloss Einzelfälle

Der Hashtag macht vor allem darauf aufmerksam, dass rassistische Vorfälle in Deutschland an der Tagesordnung sind. Das zeigt auch die Diskussion auf Twitter selber.

Während viele Nutzer des Kurznachrichtendienstes die skizzierten Erlebnisse verurteilen und sich solidarisch mit den Autoren zeigen, schlägt den Beschreibungen auch Kritik entgegen.

So versuchen zahlreiche Kommentare unter den Posts die darin geschilderten Erfahrungen zu relativieren. Auch teils schwere rassistische Anfeindungen lassen sich in den Kommentaren finden.

Mit Blick auf die Kritiker der Debatte warnte die bekannte Journalistin Dunja Hayali davor, den Kernpunkt der Diskussion aus dem Auge zu verlieren.

Es ginge nicht darum, dass jeder Deutsche Rassist sei, sondern Aufmerksamkeit dafür zu schaffen, dass "fast jeder mit Migrationshintergrund" bereits Erfahrungen mit Rassismus gesammelt hätte.

Ähnlich äusserte sich auch Aussenminister Heiko Maas. "Wer glaubt, Rassismus in Deutschland sei kein Problem mehr, dem empfehle ich, sich sämtliche #MeTwo-Tweets durchzulesen", verkündete der SPD-Politiker am Freitag.

In einem späteren Statement warnte er zudem vor der Verharmlosung des Problems, durch die Rede vom "Alltagsrassismus".

"Denn: Was soll das sein? Wir müssen begreifen: Gerade der flapsige Spruch bei der Arbeit oder die verächtliche Geste in der Bahn können manchmal schmerzhafter sein als die platten Parolen von Halbstarken mit Glatzen".

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