Ein Bericht über angebliche Waffenlager der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah am internationalen Flughafen in Beirut hat im Libanon für Unruhe gesorgt. Libanesische Minister dementierten am Montag bei einer Tour auf dem Flughafen mit ausländischen Botschaftern einen entsprechenden Bericht der britischen Zeitung "Telegraph".
Namentlich nicht genannte Flughafenmitarbeiter hatten dem "Telegraph" erzählt, sie seien besorgt über wachsende Waffenlieferungen aus dem Iran über den Flughafen in Beirut. Gefährliche Waffen würden im Bereich des Flughafens gelagert, berichtete das Blatt zudem. Die Schiitenmiliz hat grossen Einfluss im Libanon - einige politischen Kräfte im Land sehen den Flughafen unter der Kontrolle der Hisbollah.
Der libanesische Informationsminister Siad al-Makari sagte am Montag nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur NNA, der Flughafen sei eine öffentliche Einrichtung und wirke sich damit auch auf das Ansehen des Landes aus. Man erwarte in diesem Sommer die Anreise vieler Gäste. "Es ist nicht möglich, dass die Hisbollah Waffen an einem Ort lagert, über den internationale Botschafter einreisen", sagte Al-Makari.
Der libanesische Ministerpräsident Nadschib Mikati tauschte sich einem NNA-Bericht fzuolge zudem mit dem Transportminister, Ali Hamiyeh, über den Bericht des "Telegraph" aus. Hamiyeh sprach anschliessend von einem "psychologischen Krieg gegen den Libanon", einer Schädigung des Ansehens des Landes sowie seines einzigen internationalen Flughafens.
Der frühere Vize-Ministerpräsident Ghassan Hasbani sagte dagegen nach Angaben seines Pressebüros, die Kontrolle des Flughafens in Beirut durch die Hisbollah sei bereits seit Langem Anlass für Sorge. Gegenwärtig sei die Lage noch ernster, weil der Airport in einem möglichen Konflikt mit Israel zum Ziel von Angriffen werden könne.
Er rief dazu auf, "die Risiken am Flughafen neu zu beurteilen, aus Sorge vor einer Wiederholung der tragischen Hafenkatastrophe im Jahr 2020". Bei der verheerenden Explosion im Beiruter Hafen waren am 4. August 2020 mehr als 190 Menschen ums Leben gekommen und Tausende verletzt worden.
Seit mehr als acht Monaten beschiessen sich Israel und die Hisbollah ständig. Zuletzt nahm die Intensität der Gefechte im Grenzgebiet deutlich zu. Es wird befürchtet, dass ein offener Krieg zwischen beiden Seiten sich zu einem regionalen Konflikt ausweiten könnte, in den auch die USA als wichtigster Verbündeter Israels hineingezogen würden. Israels Luftwaffe greift immer wieder mutmassliche Waffentransporte an die Hisbollah in dem Nachbarland an. © dpa
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