Im Gegensatz zu Donald Trump und Mitt Romney sind Angela Merkel und Horst Seehofer ein politisches Traumpaar. Doch nun scheint sich eine Sensation anzubahnen: Romney könnte Aussenminister der USA werden. Eine Kehrtwende mit Hintergedanken?
Die politischen Beobachter in Washington kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, seit
Im Vorwahlkampf der Republikaner hatte sich Romney noch als einer der härtesten Gegner Trumps positioniert. Er bezeichnete den 70-Jährigen als Betrüger und bigotten Rassisten. Trump konterte heftig und erinnerte sein Gegenüber süffisant an den Wahlkampf 2012, den Romney gegen Obama verloren hatte – weil er ein "choke artist" sei, ein Versager. Mehr noch, während der Kampagne habe Romney ihn angefleht, ihn zu unterstützen. Und in diesem Jahr sei er nur nicht angetreten, weil er aus Angst vor Trump gekniffen habe.
Und nun sollen diese beiden Männer zusammenarbeiten? Unwahrscheinlich, meint Markus Hünemörder vom Amerika-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München im Gespräch mit unserem Portal. Aber es wäre nicht unmöglich. "Die Preisfrage lautet: War die Kritik Romneys wirklich ernst gemeint?", so Hünemörder. "Er hat gesagt, er könne einen Menschen, der solche Sachen von sich gibt, nicht wählen. Wenn er das nur sagte, weil er Angst hatte, Trump würde verlieren, wäre das kein unüberwindbares Hindernis."
Spielt Trump "Teile und Herrsche"?
Mitt Romney gilt als Vertreter der gemässigten Republikaner. Er wurde 1947 in Detroit in eine privilegierte Familie hineingeboren, sein Vater regierte den Bundesstaat Michigan von 1963 bis 1969 als Gouverneur. In der Finanzwirtschaft brachte es Romney zum Multimillionär, sein Privatvermögen wird auf 250 bis 350 Millionen US-Dollar geschätzt. In der Politik etablierte er sich spätestens 2002, als er Gouverneur von Massachusetts wurde.
2008 scheiterte er noch bei den Vorwahlen der Republikaner zu den Präsidentschaftswahlen, 2012 schaffte er es zum Kandidaten, verlor aber deutlich gegen Obama. Er galt als zu glatt, zu profillos. Ausserdem ist er bekennender Mormone, was bei vielen Wählern Argwohn verursachte. Unterstützt wurde seine Kampagne von der reichen Elite des Landes – die Chefs von Goldman Sachs, JPMorgan Chase, Credit Suisse, der Bank of America und weiteren Schwergewichten spendeten für ihn. Genau gegen dieses Establishment in der republikanischen Partei hatte sich Trump stets gerichtet.
Die ersten Besetzungen im Kabinett deuten allerdings darauf hin, als strebe er eine Versöhnung an. "Wir haben bereits gesehen, dass Trump versucht, alle Strömungen in der Partei zu bedenken", sagt US-Experte Hünemörder. "Stabschef Reince Priebus gehört zum Establishment, Chefstratege Steve Bannon ist ein Rechtsradikaler, und Vizepräsident
Hünemörder vermutet sogar eine knallharte Machtstrategie hinter Trumps Personalentscheidungen. "Ich glaube, er möchte die Balance halten - oder mit seinem eigenen Team "Teile und Herrsche" spielen. Wenn er Etablierte und Rechtspopulisten beruft, sind Konflikte programmiert. Dann wäre Trump der Entscheider, was seine persönliche Macht stärkt."
Viele Gemeinsamkeiten in der Aussenpolitik
Das gilt vor allem für das Feld der Aussenpolitik, auf dem der amerikanische Präsident die grösste Gestaltungsmacht besitzt. "In aussenpolitischen Fragen ist immer der Präsident der Chef. Nur wenn beide auf einer Linie liegen wie Kerry und Obama, kann der Aussenminister einflussreich sein", erklärt Hünemörder. Trump und Romney sind sich zumindest in einer sehr wichtigen Frage nicht einig, wenn man die Aussagen Romneys aus dem Wahlkampf 2012 zugrunde legt. "Russland ist unser geopolitischer Gegner Nummer eins", sagte der damalige Präsidentschaftskandidat. "Man muss schauen, wie ernst das gemeint war", so Markus Hünemörder von der Universität München weiter. "Aber hier würde das Prinzip "Teile und Herrsche" gelten - Trumps Sicherheitsberater Michael Flynn gilt als Russland-Freund."
Aber es gibt auch Gemeinsamkeiten: Gegenüber dem Iran vertrat Romney einen härteren Kurs als Barak Obama, Trump will das Atom-Abkommen mit Teheran am liebsten kippen. China drohte Romney im Wahlkampf 2012 ähnlich wie Trump vier Jahre später mehr oder weniger offen mit einem Handelskrieg. Europa dagegen gehört offensichtlich für beide nicht zu den Prioritäten. Denn als Romney im Vorfeld der Wahlen 2012 einige europäische Staaten besuchte, fiel er eher durch Unwissen auf. Andererseits gilt der 69-Jährige als umgänglich, als analytischer Mann, der das Risiko scheut. "Romney wäre ein Signal an andere Regierungen: Trump kann Diplomatie, er hat einen Diplomaten", sagt Hünemörder.
Auch wenn an der fachlichen und charakterlichen Eignung Romneys keine allzu grossen Zweifel bestehen – warum sollte er es sich antun, unter dem Mann im Kabinett zu dienen, der ihn öffentlich beleidigt und gedemütigt hat? "Ich glaube ohnehin nicht daran, dass er es tut", sagt Markus Hünemörder. "Aber wenn, dann wäre das Argument wohl Schadensbegrenzung. Das ist eine Diskussion unter hohen Republikanern: Verweigern wir uns, macht Trump was er will - oder arbeiten wir mit ihm zusammen und versuchen, ihn in vernünftige Bahnen zu lenken?"
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