Moskau droht den USA mit Konsequenzen wegen der mutmasslich durch ukrainische Angriffe verursachten Beeinträchtigungen am russischen Raketenfrühwarnsystem. "Die Antworten können asymmetrisch sein", sagte Vizeaussenminister Sergej Rjabkow in Moskau. "Das Kiewer Regime hat nicht zum ersten Mal versucht, das normale Funktionieren wichtiger Kettenglieder unserer Militärorganisation zu zerstören, auch solcher aus dem strategischen Bereich", wurde Rjabkow am Montag von der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zitiert. Der für Fragen der nuklearen Rüstung zuständige Vizeminister warf den USA vor, sich "maximal unverantwortlich" zu verhalten, weil sie solche ukrainischen Angriffe nicht unterbinden.
Ende Mai waren in russischen und ukrainischen Telegramkanälen Fotos einer beschädigten Radaranlage in Armawir in Südrussland aufgetaucht. Die Schäden könnten durch einen ukrainischen Drohnenangriff verursacht worden sein. Ebenso gab es Hinweise auf einen Angriff auf ein weiteres russisches Grossradar bei Orenburg im Süden des Uralgebirges. Die Anlagen sollen über Tausende Kilometer hinweg Raketenstarts orten. Ihr Ausfall könnte Russlands Fähigkeit beeinträchtigen, angreifende Interkontinentalraketen zu erkennen.
Westliche Experten bezweifeln, dass die Ukraine einen direkten militärischen Nutzen von der Ausschaltung solcher Radaranlagen hat. Diese seien nicht für den Nahbereich ausgelegt, schrieb der österreichische Oberst Markus Reisner auf der Website des Bundesheeres. Russland habe andere Möglichkeiten, den Abschuss von ATACMS-Kurzstreckenraketen zu erkennen, mit denen die USA die Ukraine beliefert haben. Er schloss aber nicht aus, dass der Angriff in Armawir ein Warnsignal aus Washington sei, dass Moskau es mit seinen Atomdrohungen nicht zu weit zu treiben dürfe.
Der russische Vizeaussenminister Rjabkow nahm für sein Land in Anspruch, an Fragen des nuklearen Gleichgewichts sehr verantwortlich und vorsichtig heranzugehen. Deshalb verbiete es sich, darüber zu reden, wie die Moskauer Reaktion aussehen werde, sagte er. Er verwies auf Aussagen von Präsident Wladimir Putin in Taschkent in Usbekistan. Dieser hatte den europäischen Ländern mit "ernsten Folgen" gedroht, sollte die Ukraine ihre westlichen Präzisionswaffen gegen russisches Staatsgebiet einsetzen dürfen. © dpa
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